Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
25.1931/32
Seite: 560
(PDF, 114 MB)
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Engländer bis nach Lhasa vorgedrungen sind! Nur wenige haben
die Seele dieses seltsamen Reiches geahnt. Alexandra David-Neel
war es vorbehalten, die Sphinx Tibet zu enträtseln. Ihr in seiner
Art einzig dastehendes Buch berichtet von dieser aufsehenerregenden
Enthüllung. Aber welche unerhörten Dinge muß diese Frau
überstehen, bevor ihr der große Wurf gelingt.

Sie wandert als verachtete, schmutzige „Arjopa" (Bettelpilgerin)
verkleidet — siehe ihr gleichnamiges Buch —, millionenmal die
fromme Formel „Kyabdo" vor sich hermurm;elnd, über die -stürm-
umbrausten Hochpässe des Gebirges, muß voll Ekel faulige Gedärme
verendeter Tiere hinunterschlingen, um den Hunger zu
stillen. Sie verbringt fünf Monate im eisigen Winter des Gebirges,
etwa 5000 Meter hoch, einsam in einer Felsenhöhle, um sich in
mystische Betrachtungen zu versenken. Fenster und Türe ihrer
Wohnstätte, die an die kärglichen Felslöcher der Urmenschen erinnert
, gewähren Wind und Wasser ungehinderten Zutritt zu der
frierenden Klausnerin. Doch was ist das? Verbreitet sich nicht
allmählich über sie eine himmlische, wohltuende Wärme? Ein Gefühl
innerster Befriedigung durchzieht die Einsame: ihr Studium
des „Tumo" ist also nicht vergeblich gewesen! Tumo heißt Wärme.
Die Magier vermögen durch ebenso kompliziert wie grausam erscheinende
Übungen die Körperwärme so zu steigern, daß sie im
kältesten Winter in Eiswasser getauchte Tücher an ihrem Leib
trocknen und Schnee, in den sie sich nackt setzen, in einem weiter
ren Umkreis zum Schmelzen bringen können. Die Existenz dieser
geheimnisvollen Menschen, denen Wind und Wetter nichts mehr
anhaben kann, ist auch von der großen englischen Mount Everest-
Expedition bestätigt worden. Nun hat auch eine Europäerin das
für uns fast Unbegreifliche vollbracht.

Nichts Scheußliches erspart sich diese bewunderungswürdige
Frau, wenn sie glaubt, damit den Geheimnissen der Lamas auf die
Spur zu kommen. Eine der schrecklichsten Übungen ist der
„Tschöd" genannte Verkehr mit bösen Dämonen. Die Lamas, die
fest an die Wirklichkeit der nur von ihrem krankhaft erregten
Hirn erzeugten Gespenster glauben, kämpfen oft Tag und Nacht
mit den entsetzlichen Trugbildern. So unerhört stark ist die Einbildung
, daß schon mancher Priester bei seinem fürchterlichen
Ringkampf mit den unsichtbaren Gegnern dem Wahnsinn verfallen
ist oder einen plötzlichen Tod gefunden hat. Wer den „Tschöd"
vornehmen will, muß außerordentlich anstrengende Tänze üben,
deren Schritte genau festgelegte geometrische Figuren bilden, muß
sich auf einem Fuß herumdrehen und im Takt in die Luft springen.


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