Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
26.1932/33
Seite: 65
(PDF, 138 MB)
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schmal und schmäler werdendem Felsenpfade, links eine Felswand,
rechts ein Abgrund. Endlich weigert sich das Reittier weiter zu
gehen. In der höchsten Not schlägt Bismarck mit seiner Reitgerte
an den Felsen, indem er Gott um Hilfe anruft. Da legen sich plötzlich
die Felswände um wie Theaferkulissen und ein freies Land
breitet sich vor ihm aus, durchkreuzt von preußischen Truppen mit
Siegesfahnen. Diesen Traum hatte Bismarck vor 1866. In den böhmischen
Schiachtfeldern erkannte er jene Gegend wieder.

Das überschwänglich Wunderbare und daher — bis es durch
die Übereinstimmung hundertfältiger glaubwürdigster Zeugnisse
bekräftigt war — Unglaubliche des somnambulen Hellsehens und
mancher Träume, aus welchem das Abwesende, ja das noch im
Schöße der Zukunft Schlummernde offen liegt, verliert wenigstens
seine absolute Unbegreiflichkeit, wenn wir erkennen, daß die objektive
Welt ein bloßes Gehirnphänomen ist, wie Kant und Schopenhauer
eingehend beweisen. Denn die auf Raum, Zeit und Kausalität
beruhende Ordnung und Gesetzmäßigkeit ist es, die unter Umständen
in gewissem Grade beseitigt wird.

Darauf beruhen auch die Geistererscheinungen, denn wie Vorgänge
, die in unsere Wirklichkeit noch gar nicht eingetreten sind,
doch aus der Zukunft heraus schon auf besonders dazu disponierte
Personen wirken, so können auch Vorgänge und Menschen, die
schon einmal wirklich waren, wiewohl sie es nicht mehr sind, auf
dergleichen Personen wirken. Hierher gehört z. B. die bekannte
Erscheinung Maupertuis im Saale der Akademie, gesehen von Gle-
ditsch. Doch ist aus dergleichen Geistererscheinungen durchaus
noch nicht auf ihre noch fortdauernde individuelle Existenz zu
schließen. Diese Visionen stellen nur früher Gegenwärtiges dar.
Dazu stimmt auch, daß die so erscheinenden Abgeschiedenen in der
Regel bekleidet, und zwar in der Tracht, die sie zu tragen pflegten,
gesehen werden. In diese Kategorie gehören auch die der Seherin
von Prevorst erscheinenden Geister. Die Gespräche mit ihnen
leistete sie, wie Schopenhauer annimmt, aus eigenen Mitteln.

Ähnliche Bewandtnis hat es mit den Doppelgängern und der
Deuteroskopie. Die seltsame Fähigkeit letzterer Art — das zweite
Gesicht — ist keineswegs ausschließlich in Schottland, Norwegen
und Dänemark zu finden, sondern kommt, namentlich in Bezug auf
Todesfälle, auch bei uns vor. Daß der düstere Norden für dergleichen
Erscheinungen günstiger ist als der Süden, mag zum Teil
daran liegen, daß Stille und Einsamkeif, wie sie der nordische
Winter bringt, die Menschen sich mehr konzentrieren, mehr in sich
selbst zurückziehen läßt als der farbenprächtige, sonnige Süden,

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Z«ntr*lb}»tt für Okkultismus. Jö Jahrgang. ^>


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