Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
26.1932/33
Seite: 165
(PDF, 138 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1932/0169
163

seilende Sinnesart, über ganz Deutschland und die nordwestlich
angrenzenden Länder durch den Anblick der Leidenden wie eine
dämonische Volkskrankheit Zuletzt verjagte man diese unheimlichen
Geister, die den Beschwörungen der Priester wie den Heilmitteln
der Ärzte gleich unzugänglich waren; doch konnte man in
den rheinischen Städten erst nach vier Monaten des Truges und
der Lasterhaftigkeit Herr werden, die das ursprüngliche Übel so
bedenklich vergrößert hatten*

Einmal ins Leben gerufen, schlich indessen die Seuche weiter
und fand überreichliche Nahrung in der Sinnesart des 14. und 15«
Jahrhunderts* („Die Tanzwut, eine Volkskrankheit im Mittelalter',
Berlin 1832, S. 1 ff.) Der Johannistag war schon seit alter Zeit
durch Tänze und ausgelassene Festlichkeiten ausgezeichnet, auch
traten noch mancherlei heidnische Überlebsei und Anklänge hinzu,
dazu elementare Schäden (Wassersnot^ Seuchen), Im übrigen waren
auch südeuropäische, ja asiatische Völkerschaften beteiligt, so
z. B. wird auch in Abessinien Johannes als Schutzpatron der von
der Tanzwut Befallenen verehrt, wo sich die auffälligsten Parallelen
zu den heimischen Zuständen zeigen (vgl. Hecker, S. 56). Die
Abweichung in dem letzten Falle liegt darin, daß ees sich, wenigstens
zunächst, nur um eine besondere Erscheinung handelt, die
freilich höchst wahrscheinlich späterhin ihre Ansteckung ausgeübt
hat. Im übrigen konstatiert unser Gewährsmann auch bei den
Abessiniern genau dieselbe weitverbreitete Tanzwut wie in Europa
und ebenso die zu einer Brüderschaft vereinigten Geißler, so daß
er mit vollem Recht trotz aller lokalen und ethnographischen Verschiedenheiten
dieselben treibenden sozial - psychischen Gründe
annimmt.

Eben dahin kann man auch das Auftreten der sogenannten
Konvulsionärs, der von Krampf und Epilepsie Befallenen, in Frankreich
zu Anfang des 18. Jahrhunderts rechnen. In Paris strömte
eine ungeheuere Volksmenge zusammen, um sich an dem wundersamen
Schauspiel zu weiden. Natürlich spielte auch hier der alte
Kampf zwischen Gott und dem Teufel^ zwischen der weißen und
schwarzen Magie eine Rolle. Schließlich artete das Treiben in
hellen Wahnwitz aus* anderseits in grobe Unsittlichkeit, sodaß sich
schon um deswillen die Obrigkeit ins Mittel legte. Aber so tief war
das Übel gewurzelt, daß es selbst noch die Stürme der französischen
Revolution überdauerte und im Jahre 1828 sich die Sekte der
Konvulsionärs, obschon ohne ihre Extravaganzen, sich zu Zusammenkünften
vereinigte.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1932/0169