Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
26.1932/33
Seite: 294
(PDF, 138 MB)
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übertragen. Ist es aber auch möglich (hier beginnt schon die Unsicherheit
), diese Überfragung über die Netzhaut hinaus (durch
Schwingungen) in den Raum zu treiben, wie das etwa Stauden-
tfnaier angenommen hat, so daß auch andere diese Phänomene sehen
können? Oder bedarf es dazu etwa einer feinstofflichen Essenz,
die zusammen mit dem magischen Willen solche Phantome hervorbringt
? Die Tibetaner haben jedenfalls in dieser Hinsicht eine
erstaunliche Technik, die mit der Anfertigung magischer Figuren
(Kyilkhor) beginnt Sie stellen sich diese dann plastisch dar und
verschmelzen mit ihnen, um zu zeigen, daß die ganze Welt mit
allen ihren Erscheinungen nur ein Produkt unserer Einbildungskraft
ist. Auf diese Weise entstehen Gedankenformen wie Tiere,
Menschen und Landschaften, so daß derartige Häuser selbst
Reisende aus Fleisch und Blut beherbergen können; sogar durch
Fernübertragung sollen sich derartige Wirkungen hervorbringen
lassen (250, 275),

'S

Interessant ist nun, daß die Verfasserin hier nicht nur Nachrichten
von anderer Seite weifergibt, sondern aus eigener Erfahrung
darüber berichten kann. So erhält sie eines Tages den Besuch
eines tibetanischen Künstlers, der mit Vorliebe Schreckensgestalten
malte und sie hoch verehrte. Sie sieht dabei hinter ihm eines jener
Fabelwesen und berührt, als sie mit ausgestrecktem Arm ein paar
Schritte auf die Erscheinung zu macht, etwas nicht ganz Fesfes,
das dem Druck nachgibt. Die Gestalf war verschwunden, der
Künstler aber gestand, daß er sich schon wochenlang bemüht habe,
diese Erscheinung heraufzubeschwören und daß er gerade an diesem
Tage lange an einer Darstellung dieser Gottheit gearbeitet
habe (286). Der zweite Fall ist noch viel drastischer. Die Verfasserin
versucht nämlich selbst, einen derartigen Schemen (Tulpa) in
Form eines dicken, untersetzten Lamas hervorzubringen, der nun
tatsächlich eine Art Selbständigkeif annimmt. Er kam, wenn sie
auch garnicht an ihn dachte, sie hafte das Gefühl, als streife er den
Stoff ihres Gewandes etc. Sie entschloß sich schließlich das Trugbild
aufzulösen, weil sie seiner nicht mehr ganz Herr war, was ihr
aber erst nach sechs Monaten gelang (288).

Wir haben also hier dieselben Anschauungen wie in der indischen
Philosophie, nach der zu diesen Experimenten vor allem eine
hohe plastische Kraft (ciftam) gehört; offenbar haben sich diese
Praktiken auch in den Zauberriten anderer Länder erhalten, was
Goethe den Stoff zu seinem bekannten Gedicht „Der Zauberlehrling
" geliefert hat. Bedauerlich ist, daß es der Verfasserin nicht
gelungen ist, mit Hilfe der Photographie die Wirklichkeit derar-


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