Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
26.1932/33
Seite: 386
(PDF, 138 MB)
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Unsere bildungsstolze Zeit glaubt sich über den Aberglauben
weit erhaben und blickt mitleidig auf jene vergangenen Zeiten zurück
, wo die Menschen noch glückbringende Edelsteine, Amulette
und Talismane tragen zu müssen glaubten, um sich überall gegen
lauerndes Unheil zu schützen. Dem ist aber nur scheinbar so, denn
der Glaube an die magisch schützende Kraft gewisser Dinge ist auch
heute noch immer lebendig, weit mehr, als man gemeinhin annimmt.

Wir wollen im Nachstehenden nachzuweisen versuchen, auf
welche Denkvoraussetzungen der Glaube an die magische Kraft der
Edelsteine zurückzuführen ist. Dieser Glaube entstand aus zwei
verschiedenen Vorstellungsrichfungen. Einerseits liegen demselben
Vorstellungen astrologischer Natur zu Grunde, anderseits
solche, die auf die Symbolik der Farben zurückgehen.

Bereits im Alten Testament ist der Glaube an die geheimnisvolle
Bedeutung der Edelsteine nachweisbar. Ober die Anfertigung
des Pektorals, d. h. des vom jüdischen Hohepriester auf der Brust
getragenen Abzeichens seines Amtes, finden wir im 2. Buch Mose,
28, 15-29 folgende Vorschriften:

„Das Amtsschildlein sollst du raadien nach der Kunst, wie den Leibrock, von
Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand.
Viereckig soll es sein iuid zwiefach; eine Spanne breit soll seine Länge sein und
eine Spanne breit seine Ereite. Und sollst's füllen mit vier Reihen voll Steine.
Die erste Reihe sei ein Sardar, Topas, Smaragd. Die andere ein Rubin, Saphir,
Demant. Die dritte ein Lynkurer, Achat, Amethyst. Die vierte ein Türkis, Onyx,
Jaspis. In Gold sollen sie gefasset sein in aiien Reihen. Und sollen nach den
zwölf Namen der Kinder Israel stehen, gegraben vom Steinschneider, daß auf
einem jeglichen ein Name stehe nach den zwölf Stammen".

Nebenbei sei bemerkt, daß das altjüdische Pektoral auch noch
heute in der katholischen Kirche weiterlebt. Seit Konstantin dem
Großen tragen die katholischen Bischöfe an einer goldenen Kette
ein goldenes, mit 12 Edelsteinen besetztes Kreuz auf der Brust

Das mit 12 Edelsteinen besetzte Brustschild des jüdischen
Hohepriesters diente als Urim und Thummim (hebr. „Glanz"
und „Wahrheit"), auch als Orakel, welches auf geheimnisvolle
Weise den Willen Gottes offenbaren sollte, wie Grätz in seiner
„Jüdischen Geschichte" (?Bd. 1, Note 20) erklärt. Die zwölf Steine
des hohepriesterlichen Brustschildes wurden nach ihrem Glanz
„Urim" und nach der von ihnen erwarteten Wirkung: höherer
Spruch in zweifelhaften Lagen „Thummim" genannt.2) Im Orient

-) „Urim und Thummim dienen zur Orakelbefragung. Das Orakel aber offenbart
die Geschicke, und der Träger des Urim-Thummim verwaltet gewissermaßen
die Geschicke. So bilden die auf der Brust getragenen Urim-Thummim eine Analogie
zu den babylonischen Schicksalstafeln (tupsiraäti), die ebenfalls auf der
Brust getragen werden". Dr. Alfred Jeremias: Das Alte Testament im Lichte des
Alten Orients. S. 450.


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