Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
26.1932/33
Seite: 408
(PDF, 138 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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zurollen im Begriffe ist, so sieht man die Buchstaben oder Wörter
erscheinen, welche diesen Baum in seiner Eigenart zu einem Wunderwerk
machen". Auf und unter der Rinde beschreibt Huc
weiterhin dieselbe Erscheinung, ebenso die Verschiedenheit sämtlicher
Schriftzeichen und Worte.

An den großen religiösen Festen in den buddhistischen Klöstern
finden die in ganz Tibet berühmten Schaustellungen der
Bokte-Lamas statt. Vor der Tempeltüre im Klosterhofe wird ein
großer Altar errichtet, welchen zahlreiche, im Kreise geordnete
Lamas und eine dichtgedrängte Schar von Pilgern schweigend umlagern
. Der Bokte-Lama, der stets den unteren Stufen der Hierarchie
angehört, erscheint und schreitet würdevoll zum Altar, wo er
sich unter den Beifallsrufen der Menge niedersetzt. Hierauf nimmt
er ein großes Messer aus seinem Gürtel und legt es vor sich auf
seine Knice.

Die Lamas zu seinen Füßen erheben nun die schrecklichen Anrufungen
und Gebete dieser schauderhaften Zeremonie. Unter den
fortdauernden Gebeten beginnt der Lama vor dem Altar an allen
Gliedern zu zittern und mehr und mehr in wahnsinnige Krämpfe
zu geraten. Bald verlieren sämtliche Lamas alles Maß. Ihre Stimmen
werden begeistert, ihr Gesang wird unordentlich und übereilt.
Das Hersagen der Gebete geht zuletzt in Schreien und Heulen über.

In diesem Augenblicke wirft der Bokte-Lama die Schürze, mit
der er umwickelt ist, ab, ebenso seinen Gürtel, ergreift das geheiligte
Messer und öffnet sich den Bauch in seiner ganzen Länge.
Während das Blut fließt, wirft sich die Menge vor diesem schauderhaften
Schauspiel auf die Knie und man befragt diesen Wahnsinnigen
über verborgene Dinge, über zukünftige Ereignisse usw.
Der Dokte gibt auf alle diese Fragen Antworten, die von jedermann
als Orakel betrachtet werden.

Ist die fromme Neugierde der zahlreichen Pilger befriedigt, so
beginnen die Lamas wieder mit Ernst und Ruhe das Hersagen ihrer
Gebete. Der Bokte-Lama nimmt in seiner rechten Hand Blut aus
seiner Wunde auf, hält es an seinen Mund, bläst dreimal darüber
und wirft es mit einem großen Schrei in die Luft. Dann fährt er
rasch mit der Hand über seine Wunde und alles kehrt in seinen
früheren Zustand zurück, ohne daß außer einer ungemein großen
Entkräftung die geringste Spur dieser diabolischen Operation
zurückbleibt

„Das Bauchaufschneiden", fügt Huc hinzu, „ist eine der berühmtesten
'Siefas* (tibetanisch: verworfene Mittel, Verbotenes)
der Lamas. Andere gleichartige sind weniger volkstümlich und auf-


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