Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
26.1932/33
Seite: 524
(PDF, 138 MB)
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Es gibt Wahrheiten, die unerschütterlich dastehen und einwandfrei
nachgewiesen sind; Wahrheiten, gegen welche der Kampf
so aussichtslos und sinnlos ist wie gegen das Einmaleins. Und doch
versucht die Kirche immer wieder diesen Kampf.

Anderseits mögen sich die Vorkämpfer des Materialismus nicht
schmeicheln, die Menschheit je um Gott, Tugend und Unsterblichkeit
betrügen zu können, um so die eine Hälfte unserer Seele zu
vernichten. Rationalismus und Romantik waren von kurzer Dauer,
denn sie bewegten sich in den beiden Extremen. Lessing und Herder
zeigten uns die richtigen Wege. Die Zeit bricht an, wo die unzweifelhaften
Resultate der Wissenschaft Gemeingut des Volkes
werden. In der Kenntnis dieser Resultate kann unmöglich etwas
liegen, was das Heil der Menschheit gefährdet.

Die Kirche.

Es ist die Sache der Kirche dafür zu sorgen, daß die Spaltung
zwischen jenen Resultaten und den starren Dogmen nicht zu groß
werde, so daß einst keine Bnicke mehr hinüberfuhrt. Audi ist es
ein trauriges Zeichen, daß die Kirche den Gebildeten wenig mehr
zu bieten vermag und daß sich die Besten und Edelsten des Volkes
von ihr abwenden.

Sollte die Schuld nur auf Seiten der letzteren liegen? Jede
menschliche Institution erstarrt mit der Zeit, d. h. ihre Formen
werden entweder unverständlich oder sie genügen dem entwickelteren
Geist nicht mehr.

So ist es auch mit jeder Sprache. Das Althochdeutsche zeigt,
daß viele Worte von damals heut verloren gegangen sind, viele
neu entstanden und viele ihren Sinn verändert haben. Nur was
sich fortschreitend entwickelt, bleibt lebensfähig, denn es paßt sich
stets vot. neuem dem veränderten Zeitbewußtsein an. Man fürchte
ja nicht,, daß, wenn diese Form des Glaubens gewandelt wird, der
Glaube selbst zusammenstürze. Man verwechsele die Religion nicht
mit der Kirche.

Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der Tat sein. Der
Schwerpunkt wird nicht mehr auf dem Dogma liegen, sondern auf
den Früchten des Geistes als Beweis des echten Glaubens. Den
meisten Christen von heut möchte man mit Angelus SUesius
zurufen:

„Du willst nicht heilig sein und doch in* Himmel kommen.
Du Narr! Es werden nur die Heilten aufgenommen!'*

Mystik.

Die Lehren der Mystiker werden die Brücke bilden für die
Religionsform der Zukunft. Diese Männer erkannten alle Zeit klar,


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