http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1898/0026
XXII
Einleitung.
oberhalb eine Sternschanze erbaut worden war. Da dieser
Berg sowohl die Stadt wie das Dreisamthal beherrschte,
war dort der^Schwerpunkt für die neue Festung zu suchen
und derselbe in ausgedehnterem Maasse zu befestigen, als
es bisher der Fall gewesen. Die Stadt Freiburg mit ihren
sämmtlichen Vorstädten in den neuen Festungsgürtel ein-
zubeziehen, würde dem Platze einen solchen Umfang gegeben
haben, dass er eine für damalige Verhältnisse beträchtliche
Besatzung erfordert hätte, ohne dass dadurch die Aussichten
auf seine Behauptung gewonnen haben dürften. Denn war
der Feind in den Besitz des Schlossberges gelangt, so war
auch das Schicksal der von ihm beherrschten Stadtfestung
entschieden. Ob dieselbe kleiner oder grösser, war daher
nicht ausschlaggebend. Eine kleinere Stadtfestung, inten*-
siv vertheidigt, leistete die nämlichen Dienste wie eine
grosse, und erforderte nicht die Streitmittel eines umfangreichen
Platzes. Ebenso wenig brauchte Freiburg Depotplatz
für die nach Schwaben vordringende Armee zu sein,
da man Breisach zur Verfügung hatte, welches nicht nur
den Eheinübergang einer französischen Streitmacht deckte
und sicherte, sondern auch zugleich als Stapelplatz für die
Bedürfnisse der über den Schwarzwald rückenden Armee
dienen konnte. Die Festung Freiburg im Besitze Frankreichs
hatte in erster Linie die Bestimmung, der Stützpunkt
für eine Offensive nach der Donau zu sein, während die
Zwecke der Defensive für sie von secundärer Bedeutung
waren. Unter solchen Umständen griff Frankreich zu der
allerdings für die Bürgerschaft schmerzlichen Maassregel, die
Vorstädte mit Ausnahme eines Theils der südlichen (Schneckenvorstadt
) zu schleifen7. Die neue Stadtfestung bildete ein
beinahe regelmässiges bastionirtes Achteck mit Eavelins7.
7 Ein Ueberrest von der Mauer der Schneckenvorstadt ist noch
zu sehen an dem Grundstücke Nr. 16 der Wallstrasse in der bis
an die letztere sich erstreckenden östlichen Gartenmauer.
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