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XL
Einleitung.
oder minder nahe nur an Freiburg vorüber. Dagegen erschien
im Mai 1704 eine französische Armee unter dem Marschall
Grafen Tallard vor dem Platze, aber nur zu dem Zwecke,
um eine grosse Kolonne von Verstärkungstruppen und Kriegsmaterial
, welche zu der an der Donau stehenden französisch-
baierischen Streitmacht stossen sollte, bis auf die Höhe
des Schwarzwaldes zu geleiten. Die Truppen umgingen
Freiburg, indem sie das südwärts sich erhebende Gebirge
überstiegen und nur das Fuhrwerk passirte unter dem
Schutze der Nacht durch das Dreisamthal (siehe darüber die
Fussnote 428 auf Seite 329 unseres Diariums). Der grosse
Sieg, welchen die Verbündeten am 13. August 1704 bei
Höchstädt über die Franzosen und Baiern erfochten, entschied
den Rückzug der letzteren hinter den Rhein. Die
Kriegsereignisse von 1705—1712 hatten theils das untere
Elsass, theils das rechtsrheinische Gebiet von der Kinzig
abwärts zum Schauplatze, so dass Freiburg von ihnen nicht
tangirt wurde.
Die unerquicklichen Verhältnisse hinsichtlich der Com-
mandantur des Platzes hörten endlich auf, als der GWM. Freiherr
von Winckelhoffen am 1. April 1707 zum Militär-
Director von Ober- und Meder-Oesterreich ernannt wurde.
Zu seinem Nachfolger sah sich im Herbste des nämlichen
Jahres der gleichzeitig zum Feldmarschall-Lieutenant beförderte
GWM. Freiherr von Harrsch berufen, ein ebenso
tapferer und energischer, wie auch wissenschaftlich gebildeter
Mann44.
44 Ferdinand Freiherr von Harrsch erblickte am 5. Dezember 1661
als Sohn des Pfarrers Martin Harrsch und der Anna Veronika geborenen
Hildenbrand in Neubronn (Jagstkreis, Oberamt Aalen, Württemberg
) das Licht der Welt. (Später erscheint er auch noch mit
dem Vornamen Amadeus, welchen er jedoch wohl erst bei seinem
Uebertritte zur katholischen Kirche erhalten haben dürfte.) Als er
das Gymnasiuin in Schwäbisch Hall besuchte, trieb ihn sein unternehmungslustiger
Sinn dazu, ohne Vorwissen seines Vaters nach Frankreich
zu gehen, wie man erzählt, in Begleitung eines französischen
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