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Einleitung.
XLI
Obwohl es Harrsch sicherlich nicht an Energie und
Umsicht gebrach, so geschah doch auch nach dem Antritte
Marquis. Er soll dort in ein Schweizer Eegiraent eingetreten sein
oder« wie eine andere Nachricht meldet, das Ingenieurfach erlernt haben.
Nach Deutschland zurückgekehrt, soll er an den ersten, Feldzügen des
1683 entbrennenden Türkenkrieges theilgenommen und bei Wien (im
eben genannten Jahre) sowohl, wie bei Neuhäusel (1685) mitgefochten
haben. Ob dies im österreichischen Dienste oder bei einem zur
kaiserlichen Armee gestossenen württembergischen Eegimente geschah,
lässt sich nicht bestimmen. 1688 folgte Harrsch als Regiments-
Quartiermeister dem in venetianische Dienste überlassenen württembergischen
Infanterie-Regimente Alt-Württemberg nach Griechenland
und wurde dort bei der Belagerung von Negroponte schwer verwundet.
Nachdem dieses Regiment anfangs 1689 in das Vaterland zurückgekehrt
war, rückte Harrsch als Capitän und Regiments-Qaartiermeister
noch im nämlichen Jahre gegen die Franzosen ins Feld und wurde 1693,
Dank seiner hervorragenden Begabung, in der Eigenschaft eines
Ober-Quartiermeisters zur Verwaltung des Amtes als Generai-Quartiermeister
zu der vom Markgrafen Wilhelm Ludwig von Baden befehligten
Reichsarmee berufen, im Dezember 1695 aber zum wirklichen
General-Quartiermeister ernannt, als welcher er bis zum Schlüsse des
Krieges 1697 thätig war. Nachdem Harrsch während der folgenden
Friedensjahre eine Reise nach Persien unternommen hatte, trat er in
österreichische Dienste und verehelichte sich mit Maria Cacilia von
Pozzo di Venzone, deren Vater kaiserlicher Kürassier-Oberstlieutenant
war. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass hierbei auch
sein Uebertritt zur katholischen Kirche stattgefunden hat. Beim
Ausbruche des Spanischen Erbfolgekrieges übernahm Harrsch im Sommer
1701 wiederum die Stelle eines General-Quartiermeisters bei dem
Markgrafen Wilhelm Ludwig von Baden und begleitete ihn während
der folgenden Feldzüge auf dem deutschen Kriegstheater. Unterm
31. März 1702 wurde er von .dem Kaiser in den Reicbsritterstand erhoben
. Im Herbste 1704 erfolgte seine Ernennung zum General-
Wachtmeister bei der Armee in Italien, wo er 1705 in der Schlacht
von Cassano verwundet wurde. Nach dieser Schlacht scheint es gewesen
zu sein, dass er in den Freiherrenstand erhoben wurde. Im
Sommer 1707 begegnen wir ihm wieder bei der Armee in Deutschland
(Schwaben), von welcher er mit seiner Beförderung zum Feldmarschall
-Lieutenant nach Freiburg abberufen wurde. (Ueber seine
späteren Lebensjahre siehe den Schluss zu unserem Diarium Seite 400
und 401.) — Seinen Lebensabriss nebst Bildniss enthält das 12. der
„Württembergischen Neujahrsblätter": A. Pfister, „Drei Schwaben in
fremden Kriegsdiensten" [Stuttgart. 1895] — Zu dem badischen Geschlechte
der Freiherren von Harsch stand unser Held in keinen verwandtschaftlichen
Beziehungen, wie die sorgfältigen Erhebungen mit
Zuhilfenahme der Kirchenbücher ergeben haben, welche der k. k.
österreichische Oberstlieutenant a. D. Freiherr von Althaus und
der Stadtarchivar Dr. Albert [in Freiburg] veranstalteten.
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