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94 Diarium der Belagerung Preiburg im Breisgau.
hinuntergejagt und etwas von ihrer Arbeit einreissen
lassen110.
Diesen Abend, habe mich mit Herrn GWM. v. Weitersheim
in die Corps de garde an dem Christoffels-Thor gezogen
, der Attaque von daraus näher zu sein, zu welchem
Ende die Caserne ob mir einigermassen wider die Bomben
verwahren lasse111.
Diesen Tag habe ich löblichen Wesen
zu besserer Versehung der Schlösser Ein-
100 Saum Wein von
mir auf die Schlösser.
hundert Saum guten, alten, eigenen Wein gegen einer simplen
Quittung abfolgen lassen112.
110 In „Memoires militaircs", XI, 366, und in „Feldzüge des
Prinzen Eugen", XV, 288, wird dieser Aosfall in die Nacht zum
4. Oktober verlegt; Quincy erwähnt desselben überhaupt nicht, dagegen
geschieht dies in der Preiburger „Relation", welcher zufolge
200 Mann am 2. um 10 Uhr Nachts ausfielen. Weich erwähnt dieses
Ausfalls am 3. Oktober und berichtet, dass die Arbeiter sammt Bedeckung
mit Verlust von 100 Mann in die Flucht geschlagen wurden,
wobei die Kaiserlichen 12 Todte und Verwundete verloren. Nach
„Memoires militaires" hätte dieser Ausfall ebenso wenig Erfolg gehabt,
wie jener am 1. Oktober vor der Stadt. In „Feldzüge" wird der
Verlust auf 1 Todten und 11 Verwundete, unter den letzteren 1 Offizier,
angegeben.
111 Die Freiburger „Relation" berichtet, dass Harrsch das Chri-
stoph's-Thor abdecken und für sich zum Quartier einrichten liess.
Nach dem Tagebuche der Freiburger Propstei Allerheiligen (Geueral-
Landesarchiv in Karlsruhe) hätte Harrsch dort in einer spelunca
gewohnt; ähnliches berichtet auch Schreiber in seiner „Geschichte der
Stadt Freiburg", IV, 254. Wahrscheinlich hat er sich, als die Be-
schiessung lebhafter wurde, in einen kasemattirten Raum zurückgezogen
.
118 Am 1. Oktober wurde in der Stadt der Anfang mit der Verabfolgung
von Wein an die Soldaten gemacht und täglich 24 Saum
verzapft (Freiburger „Relation"). Die engherzige Gesinnung der
Freiburger Bürgerschaft machte sich auch hinsichtlich der Weinfrage
geltend. Die Regierang hatte die Feststellung der Weinvorräthe in
der Stadt ohne Unterschied des Besitzers angeordnet, um eine Grundlage
für die Repartition der an die Besatzung zu leistenden Lieferungen
zu gewinnen. Wie in der noch bei den Akten vorhandenen
„Relation" der Regierung über diese Belagerung bemerkt wird, wusste
dies jedoch der Stadtsyndikus Mayer „wegen Particular-interesse" für
die einheimischen Weinvorräthe zu hintertreiben. Unter diesen Umständen
wurden zunächst die von auswärts in die Stadt geflüchteten
Weinvorräthe zu jenen Lieferungen herangezogen und 2 Drittheile
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