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120 Diarium der Belagerung Freiburg im Breisgau.
Lunette, die Contrescarpe und die Defenses der Vöstung
canonirt und bombardiert; unser Seits hat man selben nach
Vermögen geantwortet, vornehmblich aber mit Plotons die
ganze Nacht chargiert, also zwar, dass sie an ihrer sehr
gross vorgehabten Arbeit umb ein merkliches gehindert
worden; doch aber seind sie gegen den Prediger-Thor dem
Rideau bereits ganz nahe kommen145. Die Nacht durch
haben wir 2 Todte, 1 Blessirten, und bei Nr. 30 eine
Schildwacht von einer Bomben totalement zerschmettert
bekommen.
Es scheint, dass der Feind seine allzugrosse Kühnheit,
da er theils Orten, so gar auch etwas weniger als 5
anbelangt, nicht ganz klar und daher deutungsfäbig. Die „Feldzüge des
Prinzen Eugen", XV, 289, nehmen an, dass es hcissen soll 300 Grenadiere
in 3 Gruppen gethcilt. Hauptmann Schmedes sagt dagegen
in seiner „Geschichte des k. k. 28. Infanterie-Regiments", Seite 15,
dass Hauptmann Geissler (nicht Eyssler) mit 80 Grenadieren und
100 Musketieren ausfiel; die Grenadiere bildeten als Elitetruppe also
die Spitze der Abtheilung, eine Auffassung, welche die richtigere sein
dürfte. Von den Ausgangspunkten dieses Ausfalls lagen die Posten
28 und 30 vor dem Leopold's Bastion und No. 36 vor dem Joseph's
Bastion. Nach Schmedes erboten sich die 3 Hauptleute freiwillig zu
diesem Ausfalle, welcher sich gegen den rechten Flügel der feindlichen
Tranchee richtete. Wie die „Feldzüge des Prinzen Eugen"
berichten, kommandirte der Oberst Baron Ketteier vom Begimente
Hildesheim jene Unternehmung. Die Tageszeit dieses Ausfalls findet
sich nicht angegeben. Nach „Memoires militaires", XI, 368, hätte
der auf jenem Flügel befehligende Marechal de camp de Nangis die
Arbeiter sogleich zurückgerufen, als er die Kaiserlichen anrücken sah
und seine Truppen derart disponirt, dass der Gegner nicht bis zur
Tranchee vordrang. Alsdann hätten die Grenadiere der Regimenter
Roussillon und Isenghien den Gegner bis au die Pallisaden zurückgeworfen
.
145 Nach Quincy, VII, 270, hätte man in der Nacht zum 7. mit
dem Baue folgender Batterien in der 2. Parallele begonnen: auf dem
rechten Flügel 2 Kanonen-Batterien von je 4 Rohren und eine Batterie
von 4 Mörsern; links vom Zickzack des rechten Flügels je eine Batterie
von 4 Kanonen und 4 Mörsern; und auf dem aussersten linken
Flügel eine Batterie von 4 Kanonen. Die übrigen Quellen geben
keinen Aüfschluss in dieser Beziehung. Ob Quincy hier nicht vielleicht
wenigstens theilweise Verwechselungen mit den von ihm schon
für die Nacht zum 2. aufgeführten Batteriebanten (siehe Note 107)
unterlaufen sein sollten, muss dahin gestellt bleiben.
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