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132 Diarium der Belagerung Freiburg im Breisgau.
Hr. Obr.-Wachm.
Wratislau und Fortif.
Inspect. blessiert.
Herr Obrist-Wachtmeister Graf
Wratislau ist diese Nacht in der Lunette,
und ein Fähndrich von d'Arnant in der
Communication, der erstere gefährlich in dem Kopf, der
andere von einem Stein blessirt worden. So wurde auch
diesen Morgen, da er auf die Arbeit aus seinem Haus
gehen wollen, dem allhiesigen Fortifications-lnspecteur Baum-
garttner ein Bein mit einer Stuckkugel abgeschossen, welchen
gar sehr bedaure.
Geistlichkeit rcfu-
sirt, in die Contre-
scarpe zu den Sterbenden
zu gehen.
Diesen Morgen habe die samptliche
Geistlichkeit aller Manns-Klöster zu mir
berufen, sie erstlichen zu Erbittung der
göttlichen Gnaden für Ihro Kaiserl. und Königl. Kathol.
Majestät Dienst und gerechte Waffen in dieser Vöstung
ermahnt, sodann gebeten, sich mit einander zu verstehen
und täglich einen ihrer Geistlichen für die tödlich Blessierte
Arbeiten öfters stattfanden. Zwar berichtet auch Weich unterm
9. October, dass bei der Lunette ein Ausfall kaiserlicher Grenadiere
erfolgte, welche des Feindes Schanzkörbe und Wollsäcke anzündeten;
er erwähnt aber nicht, ob dies in der Nacht zum 9. oder erst am
9. Nachts geschah. — Quincy, VII, 270 und 271, schreibt, dass es
seit dem 8. Morgens bis ebendahin am 9. beständig regnete, so dass auf
beiden Seiten das Artilleriefeuer schwieg und erst am 9. Morgens wieder
begann (siehe Note 154). Quincy beziffert die Zahl der hier thätigen
Geschütze auf 24, darunter die 8 Rohre zählende Ricochetbatterie
auf dem linken Flügel, welche die rechte Face des (Unken) Bastions
Dauphin (wäre Leopold) und den dortigen gedeckten Weg beschoss,
was jedoch dahin zu berichtigen ist, dass hier (von der Seite des Ver-
theidigers aus gesehen) die linke Face des Bastions Josef in Betracht
kommt. Uebrigens begann diese Ricochetbatterie erst am 10. ihre Thätig-
keit (siehe S. 142). — Wie Schreiber in „Geschichte der Stadt Freiburg",
IV, 245 und 246, erzählt, litt die Stadt nicht unbeträchtlich durch
die Beschiessung; die Häuser beim Lehener Thore (an der alten Stadtmauer
bei den Häusern No. 33 und 44 der jetzigen Berthold-Strasse)
wurden sehr beschädigt, sowie die Glockentürme des Prediger- undFran-
ziskancr-Klosters zusammengeschossen; auch das Münster blieb nicht
verschont. Wie die nämliche Quelle berichtet, wären auch häufig
Geschosse von der gegen die Bergfestung thätigen Artillerie zu hoch
gegangen und in die Stadt gefallen, wo sie Einwohner tödteten oder
verwundeten.
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