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23. Oktober.
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tapfern Generals Grafen Friesen eben auch von 17. October,
da er die Approchen geöffnet, bis auf den 15. November
Landau genohmen hat290.
aus dem Oberen Schlosse gegen die Artillerie am Bosskopfe beabsichtigt
haben sollte. Zieht man diese Umstände in Erwägung, so
könnte die Schlussfolgerung nicht unberechtigt erscheinen, dass bei
dem Angriffe gegen die Loch-Redoute wenn nicht Carthaunen, so
doch mindestens Mörser im Dreisamthaie in Position gebracht worden
waren. Alsdann fände es auch seine Erklärung, wenn die „Memoires
militaires" berichten, dass die französische Artillerie die Loch-Re-
doute von unten nach oben beschoss. Oder sollte der Feind an der
Westseite des Hirzberges eine Kanonenbatterie errichtet haben? Denn
wenn die Bresche der Loch-Redoute, wie unser Diarium unterm
22. Oktober berichtet, sehr stark avancirte, so sollte man meinen,
dass dieses Feuer ans einer näheren Stellung erfolgte, als aus der
Position am Rosskopfe, da die dortige Artillerie selbst gegen das
minder entfernte Schloss kein befriedigendes Resultat erzielte. Mit vollständiger
Sicherheit lässt sich diese Frage aber nicht entscheiden; unser
Diarium, welches die Stärke der gegen die Bergfestung thätigen Artillerie
auf 12, später 14 Carthaunen sowie 6—7 Mörser beziffert [siehe
Seite 108, 110 und 212], gibt keinen Aufschluss hinsichtlich der von
unten nach oben feuernden Geschütze. (Auch die 2 neuen Batterien
, welche, wie unser Diarium unterm 25. Oktober meldet, von
den Franzosen unterhalb ihrer Kessel errichtet wurden, dürften sich
am Rosskopfe befunden haben, weil bekanntlich dort die früher erbauten
Mörserbatterien zu suchen sind.) Da man auch einen Sturm mit
Leiterersteigung als sehr problematisch betrachtete, gelangte man
unter diesen ungünstigen Verhältnissen französischer Seits zu dem
Entschlüsse, den Mineur gegen die Loch-Redoute anzusetzen, eine
Arbeit, die jedoch bei dem felsigen Untergrunde ebenso schwierig
wie zeitraubend sich gestalten musste. — Bei dem Angriff gegen die
Stadtfestung hatten die Franzosen mit dem Wasser zu kämpfen.
Dasselbe stieg im Festungsgraben, wie die „Memoires militaires",
XI, 380 und 383, angeben, bis zu 15 Schuh Tiefe, so dass es den
gedeckten Weg erreichte (siehe dazu unser Diarium Seite 240) und
bekanntlich auch durch die Inundation dem Feinde sehr beschwerlich
wurde. (Um zu ihren Batterien zu gelangen, mussten sie oft bis
an die Hüften im Wasser waten; siehe „Feldzüge des Prinzen Eugen",
XV, 299.) Erforderte es bei der erheblichen Wassertiefe nicht nur
schon viel Zeit, die für die Graben-Uebergänge nöthigen Dämme
zu bauen, so sollte diese Arbeit durch die Strömung im Graben,
290 Landau wurde damals von dem FMLt. Grafen Friesen in
heldenmüthiger Weise gegen die von dem Marschall Grafen Tallard
befehligte französische Armee vertheidigt. Nachdem die Eröffnung
der Laufgräben in der Nacht zum 18. Oktober erfolgt war, zog der
tapfere Gommandeur am 15. November die weisse Fahne auf; die
Capitulation wurde am folgenden Tage abgeschlossen.
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