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254 Diarium der Belagerang Freiburg im Breisgau.
Obwohlen aber schon viel Stuck dem Feinde radlos geschossen
worden, so hat er aber doch gar bald wieder andere, da
wür hingegen ohne Ressource seind und bis zum Ende
des Spiels mit unserm Kest bleiben müessen822.
Diese Nacht hat selber nun sehr grosse und unver-
muethete Arbeit von unserer gewesten Linie an, oberhalb
No. 9 am Eck gegen Littenweiler angefangen, und solche
den geraden Weg über der Treisam bis an die Spital-
Kirchen und Haus hinuntergezogen; warumb dieses geschehe,
können wir nicht eigentlich wissen, es wäre dann, dass er
von dort aus an etlichen Orten das Untere Schloss bombar-
diren wollte, oder aber es vielleicht wegen unseres Secourses
Annahung gethan haben möchte? Indess
wird diese neue Arbeit vom besagten
Neue Arbeit über dem
Wasser vom Feind.
Untern Schloss tapfer canonirt823.
So haben wür auch sonsten abgewichene Nacht alles
auf der Attaque und in dem halben
Mond wohl illuminiert, mit Pechkränzen,
Illuminirung der
Attaque.
Brandsäcken und Faschinen beleuchtet, und das kleine
Gewehr dabei so gaet gebraucht, dass der Feind nicht
822 Die Ueberlinger Handschrift, Blatt 28, sagt hierzu, dass das
feindliche Feuer erwidert wurde aus 3 Stucken an jeder Seite, welche
hin und wieder 6 Stücke nebst 4 anderen auf der Face und 4 Mörser
auf den beiden Cavalieren unterstützten.
888 Diese feindlichen Arbeiten bezweckten die Herstellung eines
Grabens, durch welchen man bei der Karthause die Dreisam ableiten
wollte; siehe dazu Noten 289. Bei Quincj, VII, 282, wird der Bginn
dieser Arbeiten schon in die Nacht zum 25. verlegt. Das oben erwähnte
Spital war das Gutleuthaus, an dessen Stelle gegenwärtig
das Gasthaus zur Sonne steht; siehe Note 33. Den Graben finden
wir auf dem Belagerungsplane zu „Feldzüge des Prinzen Eugen" angegeben
und mündet er dieser kaum anzuzweifelnden Darstellung zufolge
bei dem Spital in den von Güntersthal herabfiiessenden Hölderleback;
so auch nach Quincy, 284, welcher die Zahl der hierbei beschäftigten
Arbeiter auf Dreitausend beziffert. Dementsprechend dürfte die Mittheilung
der „Memoires militaires", XI, 384, zu corrigiren sein, welcher
zufolge der Graben bis in die Höhe des benachbarten Dorfes Merzhausen
geführt worden wäre.
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