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Diarium der Belagerung Freiburg im Breisgau.
übrige an Lebensmitteln, zeiget die Specification des
Kriegs-Commissärs an489.
Demnach sonsten auch diesen Vormittag vernohmen,
dass in der Contrescarpe sich vor drei Tagen einiger Unwillen
unter den Soldaten gezeigt und verdächtige Wort
vor Tag, da man die Leut nicht erkennen mögen, gehöret
worden, habe den Hauptmann Stohren490 von Hildesheimb,
der dabei commandirt war, gewaltig reprimandirt, dass er es
nicht gleich angezeigt; nicht weniger Hauptmann Amede491
von Baden, auf den er sich als den älteren wegen des Rapports
beruefen. Darauf die Herrn Commandanten löblicher
Bataillons, bevor die Antwort von Marechal Villars gewusst,
zu mir gefordert, von Sr. Hochfürstl. Durchlaucht des
Prinzen letzteren Ordre Anregung gethan, selbe zu aller
Standhaftigkeit ermahnt und erinnert, allem Uebel unter
den gemeinen Mann mit allem Fleiss und Sorgfalt treulichst
vorzubiegen.
Wür haben 9 Deserteurs allhier und 8 in Obern Schloss492
diese Nacht gehabt, item hier unter 10 neue Kranke.
Bei der Parole ist befohlen worden:
1) Morgen wird denen Leüten das völlige Brot wieder-
umb gereicht.
2) Weilen wür mit einem schlauen Feind zu thuen
haben, so solle alles auf sehr gueter Huet sein,
indem vom Feind zu erwarten, wann selber losbrechen
will.
489 Dieses Schreiben, wie es die Ueberlinger Handschrift, Blatt 490,
bringt, befindet sich nicht in wörtlicher Uebereinstimmung mit dem
obigen, vielmehr bekommt man den Eindruck, als ob es eine deutsche
Uebersetzung aus dem Französischen wäre. Das Postscriptum fehlt
in der Handschrift.
490 Die Ueberlinger Handschrift, Blatt 42, schreibt: Stohr.
491 Die Ueberlinger Handschrift, Blatt 42, nennt ihn: Amus.
492 Die Ueberlinger Handschrift, Blatt 43, gibt dagegen für das
Untere Schloss 8 und für das Obere 9 Deserteure an.
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