Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
14.1898
Seite: 364
(PDF, 103 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1898/0430
364 Diarium der Belagerang Freiburg im Breisgau.

Heunt ist unser gehabtes Arsenal in der Stadt durch
des Feindes Negligenz und durch ihre viele Feur, so sie wegen
der Kälte499 dort herumb gemacht, in Brand gerathen und
fast gänzlich abgebronnen.

Die Desertion vermehrt sich aus eben solcher Ursach
(da wenig Jahrszeiten erinnerlich, wo eine so excessive
Kälte in Freiburg so frühe angefangen) in diesem Schloss

die kaiserliche Besatzung Harrsch nicht nur nöthigte, den Gefangenen
in der Stadt Brot und Fleisch zu verabfolgen, sondern auch die ausgesetzten
Unglücklichen in das Schloss aufnahm. Courcy, I, 400,
schreibt, dass 20 durch ihre Wunden erschöpfte und vor Hunger
sterbende Soldaten mit Gewalt vor das Schloss gebracht wurden und
unter Wehklagen sich bis an dessen Thore schleppten, was ihre
Kameraden in der Festung dermassen empörte, dass sie vor Wuth
schäumten. Courcy meint, Villars habe damit beabsichtigt, eine
Meuterei bei den kaiserlichen Trappen hervorzurufen und auf diese
Weise Harrsch zu bezwingen. Richelieu's „Memoires", 1,171, berichten
sogar, dass Villars Wagen, angefüllt mit Verwundeten, Kranken und
Sterbenden, vor das Schloss bringen liess. Schreiber, IV, 262, verlegt
diesen Vorgang auf den 11. November, spricht aber nur von
»mehreren" Kranken und Verwundeten. Es ist wohl jedenfalls auf
einen Druckfehler zurückzuführen, wenn in „Feldzüge des Prinzen
Eugen", XV, 308, dieser Vorgang gleichfalls auf den 11. November
verlegt wird. Die „Memoires militaires" und Quincy thun dieser
Massregel nicht Erwähnung. Nach Richelieu hätten die in Thränen
aufgelösten (Freiburger) Damen geäussert, dass Villars zwar Alexanders
des Grossen Talent besässe, aber nicht dessen Milde; einige von
ihnen schworen sogar, den Marschall mit eigener Hand umbringen
zu wollen. Wie aus Villars' Memoiren zu entnehmen, wurde jene
Massregel von den Damen des französischen Hofes und selbst von
einigen Generalen abfällig beartheilt and nach Richelieu rief sie
selbst das Missfallen des Königs hervor. Seine Feinde mögen allerdings
bemüht gewesen, jenen Vorgang gegen ihn auszubeuten. Dagegen
wird in seinen Memoiren erwähnt, dass ein Herr de Guerchois
ihm mehrere derartige Beispiele aus der Kriegsgeschichte mittheilte
und seinem Vorgehen beipflichtete. (Siehe über Villars' Beweggründe
die Noten 428 [Seite 330] und 432.) Villars'Memoiren berichten an den
schon oben citirten Stellen, dass er, nachdem Harrsch zur Verpflegung
der Gefangenen in der Stadt genöthigt worden war, sicher darauf
rechnete, in 3 Wochen die nur auf 2 Monate mit Lebensmitteln versehene
Bergfestung fallen zu sehen. Nach Quincy, VII, 287, wären
täglich 40—50 der Gefangenen in der Stadt gestorben, da die von
Harrsch gelieferten Lebensmittel nur für die Hälfte genügten, wohl
jedenfalls eine Uebertreibung.

*"„... wegen der schon etliche Tage währenden Kälte", sagt
die Ueberlinger Handschrift, Blatt 43.


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