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Pinke

war das erhabenste, das es für einen Theologen der katholischen
Kirche gibt, gelehrte Mitarbeit an der Wiederherstellung
des idealreligiösen Katholizismus, wie er ihn sich für
die ersten christlichen Jahrhunderte gedacht. Und weil er
das Streben nach der Herrschaft eines unpolitischen Katholizismus
gerade bei Dante verkörpert sah, darum wandte
er ihm schon früh seine Studien zu. Bei dem Anhören
der botreffenden Vorträge, bei der Lektüre der Essays und
des gewaltigen Dante-Buchs empfand der Leser und Hörer
stets, dass Kraus hier mit seinem Herzblut gearbeitet. Er
fühlt sich Dante verwandt in Streben und Geschick; er fühlt,
dass die Schicksale Dantes sich in seinem Leben vielfach,
durch eigene Schuld oder nicht, wiederholen. Und so hat er
denn diesem Manne eine glühende Verehrung gewidmet, eine
Verehrung, die bis zu seinem Todesbette gereicht hat. Neben
Dante sind es die andern kirchenpolitischen Größen des ausgehenden
Mittelalters, so ein Francesco d'Assisi und ein Savona-
rola, die ihn dauernd begeisterten. Und noch in diesen Herbstferien
hat er mir mit großer Zuversicht von einem weitausschauenden
Plane gesprochen: ich möchte mit ihm die kirchenpolitischen
Schriften aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts,
aus der Zeit der Kämpfe Philipps des Schönen und Ludwigs
des Bayern mit der Kurie, herausgeben. Kraus ist aber nicht
beim Mittelalter stehen geblieben; das eigentliche Wesen seiner
Kirchengesehichte, wenn wir sie mit einem Worte charaktcri-
siren wollen, ist, dass sie kirchenpolitisch gedacht und geschrieben
ist. Nach dieser Richtung wird sie dauernd ihren
Wert behalten. Er ist dann übergegangen zur Kirchenpolitik
unserer Tage; uns allen sind die zahlreichen Aufsätze bekannt,
die er über wichtige Fragen der Kirchenpolitik und einzelne
hervorragende Persönlichkeiten veröffentlicht hat. Hier gelang
es ihm nicht den weiten Leserkreis ganz für sich zu
gewinnen; neben freudiger Zustimmung stieß er auf herben
Tadel: auch an ihm bewährte sich der Satz, dass man dem
Historiker, dem rückwärtsschauenden Propheten, vertrauensvoll
in die Vergangenheit, folgt, seine Führung für die gegenwärtigen
Zeitverhältnisse oder gar die Zukunft nur wider-


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