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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1902/0019
Franz Xaver Kraus

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willig annimmt. Und doch hat er in diesen Arbeiten zur Zeitgeschichte
gerade das gegeben, was sein Denken und Forschen
im letzten Jahrzehnt neben Dante und der christlichen Kunst
fast allein beschäftigte: wunderbar plastische Charakteristiken
finden sich da neben dem plötzlich hervorsprudelnden Quell tiefsten
Gefühls und Wehs. Die Bilder innerer Seelenkämpfe, die
er dort von Zeitgrößen zeichnet, bleiben dem Leser dauernd
haften. Die kirchenpolitischen Artikel füllen wol Bände, und
so viel Ungenaues sich darin findet — im Kleinen war Kraus
nicht zuverlässig — sie werden noch lange dauernd ein
Bestandteil unserer literarischen und historischen Bildung
bleiben, weil sie eine Eigenschaft zeigen, die wir sonst nirgends
bei einem Zeitgenossen auf diesem Gebiet antreffen,
eine vollständige Beherrschung des ungeheuren Materials, wie
elTliüs "den verschiedenen Kulturländern, vor allem England
und Amerika, Frankreich und Italien, geboten ist. Hier ist der
weltbeschauende Spektator tatsächlich unersetzlich für manches
Jahrzehnt. Handelnd griff er auch in die Kirchonpolitik ein,
von hohen Stellen begehrte man seinen Rat, er bot ihn
an. Und auch hier ist sicherlich viel Wichtiges von ihm geleistet
worden, und die Staatsmänner werden manche Anregung
von ihm erhalten haben. Aber anderseits will es
mir doch scheinen, als ob er auf diesen verwickelten Gebieten
mehr einzelne Fakta gekannt und stärker beeinflusst hat, als
den Ausgang wichtiger kirchenpolitischer Entscheidungen.

Kraus war aber nicht bloß einer der größten Kirchenhistoriker
des 19. Jahrhunderts, er war auch ein gottbegnadeter
Kunsthistoriker. Schon seine ganze Jugenderziehung
trüg dazu bei, dass er auf diesem Gebiete so Außerordentliches
und nur Erfreuliches leisten konnte. Aus einer Familie
stammend, in der der Vater als Zeichner und Maler
den Sinn des Knaben früh für Kunst weckte, zum Zeichnen
früh veranlasst, vielfach herangezogen zur Anschauung der
Schöpfungen der damals blühenden Düsseldorfer religiösen
Kunstrichtung, angeregt von Persönlichkeiten, die in den
Tagen seiner Jugend das Banner religiöser Kunst hoch hielten,
hat er als gereifter Mann, nachdem er auf christlich-archäo-


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