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Oh'oßherzog Friedrichs Persönlichkeit
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ein Schützer zu sein, ist sein Beruf in seiner Eigenschaft als
Landesbischof. Er wollte es sein, „über den Parteien stehend,
in großer Würdigung der verschiedenen Standpunkte die
Kirchenverfassung treu bewahren und ihr die Möglichkeit eines
gedeihlichen Ausbaus sichern. Dass er selbst und sein Haus
wol mit größerer positiver Auffassung des religiösen Lebens
ihre Stellung innerhalb des Protestantismus einnahmen als
andere weite Kreise seines Lands, insbesondere auch als die
theologische Bildungsanstalt an der einen Landesuniversität,
war kein Hindernis für ihn, auch dieser freieren Richtung eine
ungehinderte Bewegung zu gönnen.
Seinen katholischen Untertanen bewies der Großherzog
stets ein freundliches Wolwollen. Dieses hat auch das Oberhaupt
der katholischen Kirche, Papst Leo XIII., bei mehreren
Anlässen dankbar anerkannt. Als ich am 3. Juni 1895 die
Ehre hatte, dem Heiligen Vater als Geschenk des Großherzogs
eine prächtig ausgestattete Mappe, ein Werk badischen
Kunstgewerbefleißes, mit Photographien des Ölbergs in der
Kirche zu Kreuzlingen bei Konstanz zu überreichen, sprach
sich der Papst sehr befriedigt über die Beziehungen des Großherzogs
zu seinen katholischen Untertanen aus. „Der Groß-1
herzog", sagte er mir, „ist ein hervorragender Mann (im uomo ;
süperiore) und frei von den Vorurteilen mancher protestan- \
tischen Fürsten gegen die Katholiken. Ich erblicke darin eine
Bürgschaft auch für die künftige Gestaltung der Verhältnisse
der Katholiken in Baden."
Dass der Großherzog auch den Bekennern anderer Religionen
und Konfessionen seines Lands allezeit ein gnädiger und
gerechter Herr war, bedarf bei einem Fürsten, dessen ganzes
Wesen von wahrer Humanität durchdrungen ist, keiner eingehenderen
Darstellung.
Wie die Pflege der Religion, lässt sich Großherzog Friedrich
auch die Fürsorge für die Wissenschaft sehr angelegen
sein. Er nimmt das lebhafteste Interesse an dem Gedeihen
der drei Hochschulen des Lands und ist erfüllt von der höchsten
Achtung vor der Gelehrsamkeit und ihren Organen. Die Freiheit
der Wissenschaft und ihrer Lehre ist einer der Leitsätze,
Alemannia N. F. 3, 1/2. y
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