http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1902/0032
18
von Weech
an denen er mit der größten Entschiedenheit festhält. Nicht
minder groß ist sein Interesse für die Mittel- und Volksschulen
; die fortschreitende Bildung des Volks, besonders auch
der arbeitenden Klassen der Bevölkerung, liegt ihm sehr am
Herzen, und was in seinen Kräften liegt, geschieht, sie zu
fordern. Er müsste nicht der patriotische Deutsche und der
sein Baden mit herzlicher Liebe umfassende Landesherr sein,
wenn er nicht auch dem Studium der Geschichte, der Erforschung
und Darstellung der deutschen und der badischen Geschichte
in werktätiger Weise sein Interesse bewährte. Durch
die Gründung der Badischen Historischen Kommission
ist besonders für die Geschichte des fürstlichen Hauses und
aller der Territorien, welche das heutige Großherzogtum
Baden bilden, eine feste und dauernde Grundlage geschaffen
worden.
Großherzog Friedrich ist auch ein eifriger und verständnisvoller
Gönner der Künste, und er hat seit seinem Regi-
rungsantritt es sich angelegen sein lassen, alle Zweige der
Kunst in ihrer erzieherischen Beeinflussung des Volks zu
fördern. Es ist bezeichnend, dass zu einer Zeit, in welcher
die neueste Entwicklung der Musik durch geniale Männer wie
Franz Liszt und Richard Wagner noch vielen Anfechtungen
ausgesetzt war, in der sich die öffentliche Meinung noch in
ihren Hauptvertretern gegen das „Kunstwerk der Zukunft"
ablehnend, wol auch mit verhöhnender Feindseligkeit verhielt,
der Großherzog, noch als Regent schon im Jahre 1853, ein
Musikfest in seiner Residenzstadt feiern ließ, welches der
neuesten Richtung der Tonkunst die breiteste Entfaltung gestattete
, und nicht minder charakteristisch, dass mit diesem
Feste ernster Kunst eine Reihe von Volksbelustigungen verbunden
war, wie sie von alten Zeiten her bei festlichen Anlässen
die Deutschen zu veranstalten liebten.
Fast zu gleicher Zeit hatte Großherzog Friedrich den Ent-
schhiss gefasst, sein Hoftheater in die Reihe der Kulturanstalten
des Landes zu stellen. Zur Erreichung dieses Ziels
berief er. mit Beiseitsetzung der alten Überlieferungen, in dem
bürgerlichen Schauspieler Eduard Devrient einen sachkundigen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1902/0032