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Martin
Meier sich zurückziehend, wird er mit besonderer Hingabe von
dessen Tochter gepflegt. Als das Kind hört, dass sein Herr
gesund werden könnte, wenn er mit dem Blute einer reinen
Jungfrau bestrichen würde, ist es bereit sich zu opfern. Sic
zieht mit ihm nach Salerno; aber als sie schon auf dem Tische
des Meisters liegend das Messer erwartet, das ihr das Herz
ausschneiden soll, da verzichtet ihr Herr auf das Opfer. Seine
Ergebung wird belohnt, er wird durch ein Wunder geheilt.
Froh zieht er heim und vermählt sich mit dem Mädchen.
Nun wies zuerst Lachmann in den Anmerkungen zu Walther
von der Vogolweido (S. 196) darauf hin, dass ein Henricus
de Owon oder Owa im Jahr 1112 Schenkungen des Herzogs
Berchtold III. von Zähringen an das Kloster St. Peter auf dem
Schwarzwald bestätigt, und selbst um 1123 eine Schenkung
dahin macht. Da haben wir also einen Heinrich von Aue, der
ein Kloster beschenkt, wie es in der Legende erzählt wird.
Die Schenkung betrifft ein Gut in Uffhausen am Sehön-
berg, unweit des Dörfchens Au, welches eine Stunde südwestlich
von Freiburg liegt. In diesem Dörfchen erinnern noch
jetzt die drei Burghöfe (der obere auch Letthof genannt oder
Wirtschaft zum Adler), an den alten Herrensitz. Der Burgstall
beim untern Burghof ist noch deutlich zu sehn und den
Bewohnern bekannt.*)
Lachmanns Ansicht wurde von dem trefflichen Geschichtsschreiber
Württembergs, Stälin, und von dem um die Geschichte
Freiburgs so hochverdienten Heinrich Schreiber angenommen
. Für sie spricht auch, wie Socin, Alem. XXV, 134
bemerkt, das Vorkommen eines armen Henrich im Necro-
logium Tennenbacense. Gegen Lachmann wandte man jedoch
einen Punkt in der Schilderung ein, welche Hartmann von
Heinrich von Aue gibt, einen Punkt, auf den schon Haupt in
seiner Ausgabe des A. H. hingewiesen hat. Hartmann sagt von
Heinrich, sein Geburtsstand sei untadelig und wol Fürsten gleich
gewesen. Von einem Dienstmann kann man das nicht sagen,
und die Herren von Aue gehörton allerdings, soweit wir sie
*) Vgl. auch Poiiisignoii, Z. f. d. Gesch. dos Oherrheins N. F. 11, 330.
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