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Kneppev
an, die das Bild vom guten Hirten abschließt! Da vergleicht
Adolphus die „kühirten, schaff hirten" usw. mit den entsprechenden
Menschenhirten. Erstere sind ihm die Bischöfe,
die vorgehen gegen die Großen der Erde, falls sie „irer waid
vergessen" haben. „Schaffhirten seind die pfarrer und lüt-
priester, die solten underthan haben als die schaff, so gedultig
und gehorsam, so (sonst) verlieren sy die drey ersten buchstaben
und werden aflfenhirten, dann gleicherweiß als sich der äff nit
schämet, also ist auch kain schäm mer in allen underthanen
. . . Dornach seind seüwhirton, das seind die weltlichen richter,
die do besitzen gericht und recht und gnug zu schaffen haben,
wie sy die wilden schwein zemen und meistern mögen. Gaiß-
hirten seind die doctores auf den hohen schulen, die warlich
böß springend, faig und gail Studenten ziehen, aufif all buberey
genaigt, nit auff liberey, meer auflf essen weder auflf lesson,
nicer auf hofieren weder studieren, meer auf bibere weder
legere1 . . . Aber genßhirten das seind die armen schftl-
maister der jungen knaben, die erst leren pfeifen wie die
ganß und den kragen herfür strecken, aber sunst ist es ain
nutzlich thier, dann es hat vil guts an im als waiche federen,
ain gutte leber, ain grossen magen, ain zart gederm, brayte
füß, ain roten Schnabel und wachet lang." Wie danach der
Vergleich der Gans mit den betreffenden Eigenschaften eines
guten Schülers ausfällt, kann man sich denken.
Über seine Verdeutschungsarbeit gibt uns dann der Übersetzer
auch hier einige interessante Aufschlüsse. Die äußere
Anregung dazu kam ihm besonders auch von „Michael, Abt
des loblichen gotzhauß Schaffhausen", und bei der „müesamon
arbeit" dachte er häufig an dessen aufmunternde Worte. Im
Hinblick auf die mit Innigkeit dargestellte Schönheit des
Vaterunsers hat er die Übersetzung unternommen in dem
Gedanken „on zwyfel allen möglichen flyß anzukeren, dwyl
und ich lebte, was solcher arbeit wert wäre, auch daran nit
sparenn weder tag noch nacht." Wir verzeihen es dem
Verfasser gern, wenn er am Schlüsse mit sichtlicher Genug-
1 Wer denkt dabei nicht an Abraham a Sancta Clara!
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