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Knepper
Pater noster, qui es in coelis:
Was möcht ich, o herr des liyraels tron,
So groß und vast verdienet hon,
Das ich möcht angenommen sein
Für ein unwürdiges kinde dein!
0 künig aller eren recht,
Was eren thustu deinem knecht,
Wer mag mit menschen vernunffte das1
Ergrinclen und erfaren ba/3,
Wann so du lerst, wie du alleyn
Besitzst den hohen thron so reyn
Uber alle weit, was wilt do mit
Gend zft verston, zwar anders nit,
Dann das die gaben im hymel dort
Ich bgeren sol und bitten fort!
Wie soll ich bitten der sternen herr
Umb irdische ding, so wyt und ferr,
Die hie doch offt und manigmal
Den menschen bringen zu grossem fal!
Was hoffnung und vermessenheit
Darff ich, so schnöder faß bereit
Von grobem leyem und wüsten kot,
Bitten die hymlischen ding von gott!
Mir würt für war ein hoffnung geben
So du dich herr bekennest eben,
Wie du selbs unser aller gemeyn
Ein vatter bist genennet feyn.
Sanctificetur nomen tuum:
Darumb so bitten wir überall
Mit grosser bgird und rychem schall,
Das hie dein ere werd lieb gehebt
Vor allem, das uf erden lebt,
Wenn so wir haben lieb ein ding,
Druckers Matthias Schürer. Datum: Decimo sexto K. Februar. Anno 1509.
— Unsere Stelle dort Fol. 4ff. Das Original hat natürlich Distichen.
Herausgeber ist Beatus Rhenanus.
1 Diese Reimerei ist wieder ein starkes Stück; vgl. u. a. die von
mir gebrachten Gedichte an der oben S. 144 angegebenen Stelle.
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