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Knepper

gubcrnator, die stat ist in verfehrlicheit on obern, die weit
würt finster on die sonn und das leben der menschen ist gar
ein tod ding one die liebe. Nym von den menschen die liebe,
so würstu gleich geachtet die sonn der weit entzogen haben."
Ja die Liebe ändert sogar den äußeren Menschen: „Darzü so
vertreibt die liebe alle grobe burischo sitten und ist ein vatter
und anefang aller reinikeit und schöne, sie gebirt hofflicheit,
zucht und geborde, dann stetigs muß der liebhaber sich uff-
lecken, damit das er der lieben gefalle."

So ist namentlich auch in Liebe und Neigung Maß zu
halten, „darunter niemant tretten soll, noch übergon*. Es
ist uns, als wenn wir einen mittelhochdeutschen Dichter von
der „mäze" roden hörton, so eingehend und so lebhaft wird
unser Humanist gerade an dieser Stelle1. „Selig ist" — ruft
er am Schlüsse aus — „der es begreifft und im treuwlich
nachkommet, das mittel und die maß der liebe trifft! On
zweifei, er uberkommet und erlangt, was sein hertz begert."

Dieser ganzen Tendenz entspricht nun auch das Gedicht,
welches Adelphus der „Mörin" als eigene Zugabo folgen lässt2.
'Nach der Vorrede hatte er beabsichtigt, „die schöne Egloga
Baptiste Mantuani von der bösen weiber natur" am Schlüsse
des Ganzen zu bringen, indessen hatte „sich in mitler zeit
erzeuget sollich tugent an weiplicher person, das sich unser
fürnemen hat verwandelt in ein ander gestalt, und ist uß dem
bößen ein gütz worden, also das wir understanden haben, an
solicher rymen statt hienach zu setzen ein ander schöne sa-
tyra und straffrede des eebruchs," dessen Schlechtigkeit
„in dem nachganden gedieht clerlich würt angezögt mit vil
schöner ynleitungen der alten römischen historien"3. Die folgende
„Satire8 ist allerdings bitter, oft sehr bitter und, wie
es bei dergleichen Dingen zu geschehen pflegt, in ihrer ganzen

1 Vgl. den Schluss des folgenden Gedichts.

2 Es findet sich nur in der Ausgabe vom Jahre 1512, die höchst
selten ist; mein Exemplar stammt von der Kgl. Universitätsbibliothek zu
Güttingen. Das Gedicht steht in dem Quartbande Fol. Lllllff.

3 Siehe das kleinere Vorwort vor dem Gedicht, das in Prosa die
Gedanken desselben kurz skizzirt.


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