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Beiträge zur Würdigung des elsäss. Humanisten Adelphus Muling 181
Von den orientischen Inden,
Der land von vilen würt gezelt
Für ein dritteil der gantzen weit,
So war bey in die höchste eer,
Das die frauwen, den gestorben wer
Ir man (dan noch ir gewonheit
Ein yederman drey frauwen hat),
Hin zü dem richter klaglich giengen
Und nach der leng und breit anfiengen
Ein yede zü erzelen das,
Das sie irm man, da er noch was,
Zü güt, zü er und gefallen thon
Und nochtan1 wolt, wo sy in möcht hon.
Darumb sy billich würdig wer,
Das sy allein und kein ander2,
Wie sich nach indischer weiß gebürt.
Mit irem man vergraben würt.
Und so ir sollichs züerkent,
"Ward sie sobald mit im verbrent
Und für die aller besten gnent.
Des müßen sich die andern schammen,
Dan diß allein bhilt den nammen,
Das lob, den rum und den breiß.
Diß was der von Indien weiß,
In Thessalien des geleich,
Eim grossen mechtigen künigreich.
Als der künig Atmetus kranck lag
Und nach seiner abgötter sag
Solt sterben, wo er nit bald findt
Ein, der sich des für in verbünd3
Und sich für in ließ töten
In den seynen grossen nöten,
Möcht er under allen seinen fründen
Kein erbitten, niemands finden,
Der für in wolt gestorben sin.
Da kam sein frauw und tröstet in
Mit süssem, früntlichem gesprech
1 nochtan, nochdan = dannoch, noch.
2 Man beachte auch liier wieder die uns unerträgliche Reimerei!
3 = sich verpflichten.
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