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Anzeigen und Nachrichten
später solche der Burgund er das Endziel der Genossenschaft, das im Kampf
des 14. wie in dem des 15. Jahrhunderts bei verändertem Gegner das
gleiche blieb. Weich blieb sich auch das (Huck der »Schweizer, und der
Ausgang1 des Kriegs von 1499 besiegelte nicht nur die Erweiterung und
Festigung des Bunds, sondern zerriss auch den letzten dünnen Schleier
seiner sogenannten .Reichszugehörigkeit. Der Basler Friede vom 22. September
1499 hat die völlig selbständige Stellung der Schweiz dem Reiche
gegenüber zwar nicht formell, wol aber faktisch ausgesprochen und anerkannt
. Ihre „üeichsverwandtschaft" hat die Eidgenossenschaft fortan
nur geltend gemacht, wenn es sich um Ausübung von Hechten, nicht aber,
wenn es sich um Mitübernahme gemeinsamer Lasten handelte.
Im gleichen Krade wie der politischen wendet sich unser Interesse
der geistigen und kulturellen Entwicklung der Schweiz zu, die noch
heute mehr als diejenige jedes andern Volks ihre Ursprüngliehkeit, ihre
Frische und Stärke bewahrt hat, wie sie uns Hürbin in kurzen Zügen,
aber mit wannen, lebhaften Farben an vielen Stellen seines Buchs so
treu und anziehend schildert. Gerne sähen wir in diesen Partien den
Faden der Erzählung noch länger sieh hinspinnen, der offenbar in Rücksicht
auf den Gcsanitumfang des "Werks knapp gehalten ist. "Wir bescheiden
uns deshalb in unserm Begehren und wünschen dem verdienstvollen
Unternehmen gedeihlichen Fortgang und erfolgreichen Absehluss
und der vorliegenden ersten eine reiche Zahl an innerer wie äußerer Ab-
nmdung und Gediegenheit gleichmäßig sich auszeichnender neuer Auflagen.
Freiburg i. Br. P. Albert.
Dr. Karl Reiser, Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus
. Aus dem Munde des Volkes gesammelt, Bd. II. Kempten,
J. Kösel, 1902. 764 S. 8°. 12 Mk.
Den 1. Band dieses "Werks haben wir in der N. F. 1. Jahrg.
S. 266f. besprochen; auch der 2. liegt nunmehr vollendet vor. "Wir
freuen uns, aussprechen zu dürfen, dass das günstige Urteil, das wir über
jenen gefällt, ganz ebenso von diesem gilt.
Der 1. Teil dieses Bands führt uns zunächst die Sitten und Gebräuche
vor im Anschluss an die Kalenderfesto, dann Kinder- und Volksfeste
. Darauf folgen Gepflogenheiten bei Familienfesten, im geselligen
Leben, bei der bäuerlichen Arbeit, beim "Weidegang u. ä. Den Schluss
bilden Umzüge und Tänze, sowie Aberglaube uud Volksmeinungen in
vielseitigster Hinsicht.
Im 2. Teil ist zuerst die Volksmundart behandelt. An die einleitenden
Vorbemerkungen über Akzentuirung, Sprechtempo, Lautquantität
reiht sich auf 48 Seiten eine ziemlich eingehende Darstellung der geschichtlichen
Entwicklung der Laute, nebst besonderer Behandlung der einzelnen
Wortarten, der Deklination und Konjugation auf weitern ü2 Seiten. Der
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