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Die Schlossruine Burgheim am Rhein
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klagt, dass sie aus den Erträgnissen des Ungelts, Zolls und
der Badstube das herrschaftliche Schloss, „das arme Ding",
in baulichem Zustand erhalten müssten; „dann solte das nit
sin und also darinne gebrochen werden, so wer das schloß
Burgkhin sust vast zergangen und ein armes ding da, so wurde
es noch vester zergen und mit ungelt und allen dingen ab-
nemen . . .ul. Von der Größe und Beschaffenheit der Burg
in dieser seiner älteren Gestalt darf man sich überhaupt keine
hohe Vorstellung machen, da sie, zu den kleineren oder mittleren
Anlagen ihrer Art im Mittelalter zählend, wie alle diese
mehr einen festen, finstern und rauhen, /uls bequemen und behäbigen
Ansitz bildete, mehr eine Zwing- als Wohnburg,
deren beste Empfehlung wol ihre erhöhte und sonnige Lage
war. Wie einfach, fast dürftig für unsere heutigen Ansprüche
die Ausstattung der meisten Burgen des Mittelalters, zumal
der kleineren von der Art Burgheims gewesen ist, davon gibt
ein Inventar des Üsenberger Schlosses Höhingen vom Jahre
1424 Zeugnis2, Neben einem spärlichen Vorrat von „kost",
d. i. von Lebensmitteln an Wein, Mehl und Haber, und einer
geringen Menge „husrot" an Betten und Küchengeschirr fand
sich da nur an „gezüge", an Waffen und Kriegsgerät ein
gewisser Reichtum.
An Stelle eines römischen Kastells oder Wartturms etwa
oder eines in der Karolingerzeit errichteten festen Mauerbaus
entstanden, hatte sich das „Haus Burgheim" im Laufe des
11. Jahrhunderts, der eigentlichen Zeit des Burgenbaus, zur
Lehenburg erweitert. Sie war eine Höhenburg und bestand
wol aus den üblichen zwei Teilen: aus einer äußern Befestigung
, der Zingel, mit den dahinterliegenden Wirtschaftsgebäuden
und Wohnungen des Vogts, der Reisigen und eines
Teils des Gesindes, und aus dem Herren- oder Ritterhaus mit
einem gewölbten Erdgeschoss für Küche, Keller und Dienerschaft
sowie für Stallung der Pferde und einem Obergeschoss,
dem Wohnraum des Burgherrn mit einem durch Kamine heiz-
1 Stadtarchiv Burgheim; Mittelbad. hist. Komm. 13, 115; 117.
2 Herausg. von K. Hartfelder im „Anzeiger f. Kunde d. deutschen
Vorzeit". N. F. 29 (Nürnb. 1882), S. 166—69.
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