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Aus dem Sprachleben des Wallis

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gehe. Ich halte das für einen übereilten Schluss. Sehen wir
uns die Eroberungen des Französischen an; woraus bestehen
sie? Es sind erstens Rückeroberungen. Wir wissen, dass
einst das ganze Wallis romanisch war; von der Jugend des
Deutschtums zeugen noch im Oberwallis zahlreiche Ortsnamen,
die ihre romanische Form bewahrt haben: Grengiols, Berisal,
Kalpetran, Randa, Chermignon. Leuk war noch im 14. Jahrhundert
welsch und die Sprachgrenze damals am Ausgang des
Lötschentals, bei Gampel. Ferner war Sitten eine Sprachinsel
, die sich unter dem politischen Druck einer privilegierten
Minderheit, des Oberwalliser Bauernadels, vom 15. Jahrhundert
an künstlich gebildet hatte und nun, sobald der Druck aufhörte
, wieder französisch wurde. Sitten konnte nicht deutsch
bleiben, so wenig als Mülhausen schweizerisch oder das
Breisgau österreichisch bleiben konnten. Der Verlust der
Ortschaft Siders bedeutet freilich eine Abbröckelung vom
deutschen Sprachgebiet. Allein dieser deutsche Hauptort eines
im übrigen ganz welschen Bezirks konnte auch nicht deutsch
bleiben. Es genügt, darauf hinzuweisen, dass die Ursachen,
denen das Deutschtum in Siders und in Sitten zum Opfer gefallen
ist, für keine einzige andere Gemeinde des Kantons bestehen
, um die Behauptung zu rechtfertigen, dass die französischen
Eroberungen nun vorläufig abgeschlossen sind. Von
einer weiteren Abbröckelung an der Sprachgrenze ist denn
auch gar nichts zu spüren. Wenn man von Siders talaufwärts
nach dem nahen Solgesch geht, so befindet man sich augenblicklich
auf urdeutschem Boden. Im Bezirk Leuk ist die
ohnehin geringe Zahl der Welschen von 1888 bis 1900 von
15 °/00 auf 12 °/oo zurückgegangen.

Wenn das Französische im Wallis weitere Eroberungen
machen sollte, so wäre die nächste die Bildung einer Sprachinsel
am Ausgang des Simplontunnels, d. h. die Verwelschung
von Brig und Naters. Zwar steht es dort gegenwärtig nicht
schlimm. Der Tunnelbau hat gebildete Deutsche in so großer
Zahl nach Brig geführt, wie sie das Oberwallis überhaupt nie
zuvor besessen hat. Mehr als je sind gegenwärtig Bildung
und Besitz in Brig durch Deutsche vertreten. Aber das sind


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