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Blocher

und hat dem ganzen Satz seine französische Form gelassen,
als hätte man dadurch andeuten wollen, was für eine Art
Deutsch im Wallis als „Nationalsprache" gelten soll. — Die
Formulare für Beerdigungsbewilligung lauten im Wallis: Eingesehen
den im Totenregister eingetragenen Totenschein des
. . . ., wird das Begräbnis gestattet. Dieses Gestammel bekommt
erst einen Sinn, wenn man es ins Französische zurückübersetzt
: „ Vu l'enregistrement du deces de .... son ensevelis-
sement peut avoir Heu." Jede Nummer des Walliser Amtsblatts
liefert weitere Beispiele dieser Sittener Kanzlistensyntax.

Mannigfaltigere Beobachtungen lassen sich nun aber
machen auf dem entgegengesetzten Gebiet, der Beeinflussung
des Französischen durch das Deutsche. Bei den Beispielen, die
ich dafür anführe, gehe ich insofern über das Wallis hinaus, als
sich dieselben Beobachtungen in der ganzen französischen
Schweiz machen lassen. Es ist indessen hier große Vorsicht
geboten. Nicht jeder Helvetismus, der im Deutschen eine
Analogie findet, ist deswegen auch ein Germanismus. Ein bekannter
Fehler der Deutschen ist z. B. der Gebrauch des
Konditionals nach si: si j'aurais su cela, statt: si j'avais su.
Der Fehler ist unter den Welschwallisern sehr verbreitet und
wird von vielen Leuten als Germanismus angesehen. Allein
der Fehler wird auch in Frankreich von ungebildeten Leuten
gemacht, und sehr häufig ist er bei den Frankoalgeriern zu
finden. Wahrscheinlich haben wir es da einfach mit einer
Eigentümlichkeit der Volkssprache zu tun, die indessen in der
Schweiz durch die Deutschen zu allgemeinerem Gebrauch gelangt
ist1. Es ist also nicht alles Germanismus, was danach
aussieht. Aber auch bei genauer Sichtung bleibt es dabei,
dass im Französisch, das im Wallis und überhaupt in der
Schweiz gesprochen wird, der deutsche Spracheinfluss unverkennbar
ist. Erstens finden sich neben etlichen Lehnwörtern
eine Anzahl sicherer Germanismen, sodann eine Anzahl von
Fehlern und Eigentümlichkeiten der Volkssprache oder auch

1 Si j'avais ist sogar ein sprachgeschichtliches Problem. Was soll
da der Indikativ des Imperfekts; und warum heißt es nicht si j'eusse,
nach si habuissem (italienisch se avessi)?


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