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Uibeleisen

über lassen die alten Ortsnamen kaum einen Zweifel — gelingt
es nicht, in den keltischen Idiomen ein entsprechendes Wort
zu finden. Professor Kuhn wird also schon selbst dieses Rätsel
lösen müssen.

Mit dem „Rätischen" ist es überhaupt eine eigene Sache.
Je eingehender man sich mit den sogenannten rätischen Ortsnamen
in Tirol, Vorarlberg und Graubünden beschäftigt, desto
mehr gelangt man zur Erkenntnis, dass selbst die ganz geheimnisvoll
rätisch aussehenden romanischen Ursprungs sind. Ist es
ja selbst dein geistreichen Verfasser der „Rätischen Ethnologie",
Ludwig Steub, nicht anders ergangen. Er musste eine rätische
Position nach der andern aufgeben und klammerte sich zuletzt
hauptsächlich noch an das rätselhafte -s bei vielen dieser Ortsnamen
an, welches aber jetzt als deutscher Zusatz erkannt ist.
Die Römer haben eben in Rätien wie anderwärts so gründlich
reinen Tisch gemacht, dass das ganze Land in relativ kurzer
Zeit völlig romanisiert war und von der alten rätischen Sprache
fast nichts übrig blieb als gewisse Eigentümlichkeiten in der
Aussprache. Nach dem Berichte des Dio Cassius führten die
Römer nach der Eroberung Rätiens (im Jahre 15 v. Chr.), um
Aufstände unmöglich zu machen, den größten und kräftigsten
Teil der Mannschaft hinweg und ließen nur so viel davon zurück
, als zur Bebauung des Lands unumgänglich erforderlich
war. Außerdem wurden die heranwachsenden Jünglinge alljährlich
für den römischen Kriegsdienst ausgehoben und in einer
25jährigen Dienstzeit in fernen Provinzen ihrer Heimat entfremdet1
. Durch fortwährenden Zuzug von italischen Ansiedlern
und ausgedienten Veteranen wurde die Romanisierung
rasch gefördert, um so mehr, als in Gericht und Verwaltung
ausschließlich die lateinische Sprache galt, auch in den eroberten
Provinzen. Nur wer dieser Sprache mächtig war, konnte das
italische (später das römische) Bürgerrecht erwerben und die
damit verbundenen Vorteile genießen. Die Unterwerfung der

1 Wenn daher G. Alton in seiner Studie über „Das Grödental"
(Jahrg. 1888, S. 332 der Zeitschr. des D. u. Oe. A.-V.) von einer gelinden
Behandlung eroberter Gebiete durch die Römer spricht, so setzt dies schon
eine große Voreingenommenheit für letztere voraus.


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