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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1904/0179
Deutsche Quellen und Vorbilder zu Moscheroschs Gesichten 169

einer selbständigen Erweiterung gelegentlich zurückzuschrecken.
Sehr schön lässt sich verfolgen, wie sich dem Übersetzer die
Stoffe der deutschen Satire mehr und mehr in die Feder
drängten. Uberall da, wo die satirischen Vorstellungen des
fremden Originals mit denjenigen Brants und Murners eine
merkliche Ähnlichkeit hatten und dadurch eine Anknüpfung
nahe legten, wurde der Ubersetzer zu eigenen Ausführungen
auf Grund der erwähnten deutschen Vorbilder veranlasst.
Später sind solche Übergriffe in den Quellenschatz der deutschen
Satire nicht mehr zufällig und fast unwillkürlich, sondern sie
werden manchmal grundsätzlich gesucht und die Verbindungen
mit dem Original oft nicht ohne Mühe hergestellt. Wo
Quevedos Satire von Heuchelei, Eigendünkel und angemaßtem
Adel handelt, wird Moscherosch unmittelbar auf einen beliebten
Gegenstand der Straßburger Satiriker geführt, auf Brants „ Ritter
Peter" (NS 76) NSp f I und Murners „Junker" NB 37.
Moscherosch übersetzt folgende Stelle:

Geneste: „Celui que voilä arreste ä ce coin | est un hypocrite, un
roturier; | qui veut contrefaire le Gentilhomme, | mais il devrait se
mesurer avec son bien, | aller tout seul et penser plus tost ä entre-
tenir | ce qu'il promet, qu'ä entretenir le laquais qui | le suit: il n'y a
rien qu'il ne fasse pour acquerir | lß nom de Seigneurie et pour cette
ambition — la | il se transformeroit volontiers en Venise | Pour paroistre
Seigneur, il entretient de fauconniers | et des oiseaux; mais je croy qu'ä
la fin, la faim | leur fera manger leur maistre, et le Roussin de Don ]
Quixote qui le porte quant et quant".

Moscherosch S. 58f. *: „Zum Exempel; den du bey jenem Eck
selbander herkommen siehst | mit einem busch Federn | Güldiner Kette
und zerfetztem Kleid | ist ein Erzheuchler | Ein Pfeffersack; will ein
Juncker seyn und sein Vater war ein Schneider: da er doch billich seines
Herkommens wahrnehmen | und vielmehr bedencken solte | wie er seinen
Worten Krafft geben | als wie er den Jungen, der ihm nach passet | in
sondere Farben kleiden möchte. Hat kaum so viel im Säckel gehabt | dass
er den Adelsbrieff bezahlen | und einen Stall | mit Gunst zu melden | kaufen
können: sich doch | ungeachtet aller Ehrbarkeit i nicht mehr Metzger |
nicht mehr Wagner | nicht mehr Müller | nicht mehr Rett | nicht mehr
Frett | nicht mehr Trett | nicht mehr Hett | nicht mehr Wett; sondern
Herr von Metzegern . . . Junckern von der Mühlen . . . usw. . . . will titulieret
haben | damit er under die Alte Ritterschafft nicht nur gerechnet;
sondern auch denselbigen gar möchte vorgezogen werden."

Dieser sich den Adel anmaßende Junker hat schlagende
Ähnlichkeit mit den erwähnten Narren der Brantschen und

1 Hinze berücksichtigt bei derselben Stelle S. 30 nicht, dass Moscherosch
von Genestes Wortlaut ausging.


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