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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1904/0185
Deutsche Quellen und Vorbilder zu Moscheroschs Gesichten 175

„Welcher gauch nit selber spynnen kan, garn winden, hechlen,
weben, den Kinden bappen geben, uff heben, nider legen, weschen, bett
bestrichen, der soll uff das aller mynst allen tag der frawen die spinlen
zelen und gut acht haben das sy das klein garn nit under dz groß winde,
ouch soll er ir die aglin uß dem geren schüttelen, und in ein vogelhefflyn
das netzwasser an die kunkel henken, un den ganzen tag uff die spynlen
warten byß sy d'geuchin enpfalt."

Wörtlich hat zwar Moscherosch wenig herübergenommen,
aber die satirische Schilderung des Eheverhältnisses ist ganz
mit Murner übereinstimmend. Die knechtische Unterwürfigkeit
unter den häuslichen Absolutismus der zarteren Ehehälfte
ist bei Moscherosch nur besser motiviert, indem der Ehegatte
mit allen Mitteln um die frühere Gunst werben muss. Das
Wiegen des Kinds, das Anbieten des Trinkgeschirrs, das
Halten der Haube und das Abwarten des weiteren Befehls
steht dem „bappen geben", dem Anhängen des Kunkelnapfs
und dem Warten auf die „spynlen" bei Murner gegenüber.

Uber eine weitere Reminiszenz an Murner bei der Verspottung
der Worthelden vgl. Hinze S. 61 f.

Die Stellen vom „Hoffieren" und „gassatim lauffen" transformiert
Moscherosch wieder unter dem Einfluss von Brants
NS 62: „Von nachtes hoffieren" undNS95: „Von verfürung
am firtag".

In dem Abschnitte „Ursachen des Liebens" lassen sich
wieder die Übergänge von Geneste zu Brant erkennen:

Geneste: „Autres faisoient leurs conquestes avec 1'amour et avec
l'argent et ceux-cy emportoient bien souvent la victoire, parce qu'ils
combattoient avec armes doubles; a quoy les doublons et les armes
d'Espagne sont fort propres, mais quelque fois aussi ils se trouvoient si
desarmez, qu'ils n'avoient pas de quoy resister contre la pauvrete."

Moscherosch S. 156f.:

„Mancher liebte umsonst:
mancher umb den Lohn; mancher
gab noch Lohn darzu; und
Diese waren die liebsten; die-
weil ja durch Spanische Dublonen
eine Festung ehe kan
gewonnen werden | als durch die
Cronen der Franzosen. Mancher
verliebte sich umb nichts. Mancher
umb das Geld | als wie
dieser unbärtige Monsieur, auß
Trieb der Göttin Dubluna oder
Diaboluna I ein wüstes altes

Brant (NS 52):

NSp XI: „Weiben durch gut."
„Wer schlüft inn Esel vmb das schmär ]
Der ist vernunfft vnd wißheit leer |
Das er ein alt weib nimpt zur ehe
Ein guten tag vnd keinen mee \
Er hat auch wenig freud darvon |
Kein frucht mag ihm darauß entstehn
Und hat auch nimmer guten tagk |
Dan so er sieht den pfennigsack |
Der gaht ihm auch umb die Oren |
Durch den er worden ist zum doren."


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