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Beinert
Thier umb einen Sack voll Dublonen
zur Ehe nähme; und doch
hernach von ihr nit anders als
ein Esel geacht und gehalten
wurde ..."
Moscheroschs Text ist in den ersten Ausgaben bedeutend
einfacher, erst 1650 ist er erweitert und mit einem Bilde geschmückt
worden, auf welchem der „Monsieur" mit einem alten
Weibe, das den „Pfennigsack" trägt, unterhandelt, während
der Esel nebenan grast. Das Bild ist aus NSp: „Weihen durch
gut" herübergenommen. Bei Quevedo suchen die Liebhaber
Gunst und Gegenliebe durch ihr Geld zu gewinnen; Moscherosch,
der zunächst bis zum Wortspiele mit den Dublonen das Verhältnis
in diesem Sinne auffasst, dreht dagegen die Lage um
und bringt eine Verwirrung in die Logik des Vorbilds. Dort
bietet der Liebhaber Geld an, hier treibt ihn das Verlangen
nach Reichtum, sich in ein altes Weib zu verlieben. Daran
ist nur der Einfluss Brants schuld, der hier nahelag und auf
Kosten der Klarheit und einheitlichen Schilderung eingeführt
wurde. Wir haben hier ein Beispiel, wie Moscherosch seine
deutschen Quellen dem übersetzten Texte gleichsam mit Gewalt
aufdrängt, aber dabei an stilistischer Klarheit einbüßt,
ein Verfahren, das sich bei ihm oft wiederholt und nicht selten
zum Nachteil seiner Schreibart gereicht.
Durch solchen Einfluss der deutschen Satire schuf Moscherosch
aus den „locos de amor" ein Gesicht, das sich wesentlich
von dem Originale unterscheidet. An Witz und satirischem
Inhalt hat es ungemein gewonnen; es lässt sich am besten
mit Murners Gäuchmatt vergleichen, dessen Einfluss sehr stark
hervortritt. Es bildet ein Narrenbuch für sich im Sinne des
16. Jahrhunderts und hebt sich deutlich von den andern Gesichten
ab, da jenen nicht so sehr die Witzvorräte der deutschen
Satire zur Verfügung gestanden haben. Wieviel Moscherosch an
der Vorlage geändert und ergänzt hat, lässt sich auch daraus erkennen
, dass diese Vision bei Geneste nur 24 Druckseiten
gr. 8° (mit weitem Drucke) umfasst und durch Ergänzungen
Moscheroschs auf 40 Seiten gr. 8° in der ersten Ausgabe, auf
57 im Jahre 1650 nach Hinzufügung von Zitaten, Sätzen und
Illustrationen angewachsen ist.
In dem vierten Gesicht, „Totenheer", ist besonders
in der Satire über die Arzte und Apotheker, die bei Moscherosch
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