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Beinert

NB 93: „Galienus, meister hypocras,
Die habent mich gelernet das,
Wa wasser sy, do sy es naß;
Stürbt er nit, so würt im baß . . .

Kumpt, lieber narr, und sitzent nider
Uch zittern sunst all üwer glider.
Uwer wasser zeigt mir an
Ein nerrschen und ein kranken man.

Ich sichs, das wasser lügt mir nit;
So bdüt es mir noch eins damit:
Du hast das podagram
Und würst an dynen füssen lam . . .

Halt still, ich muß dir noch me sagen,
Du hast ein schwachen, kalten ,magen,
Der nit douwen kan die spyß;
Darumb so hiet dich, bistu wyß."

Bei Brant besieht der „Goukelman" den Harn des Kranken
der Zeremonie halber, um den Glauben an seine Kunst zu erwecken
, während doch nur seine Bücher die Orakel seines
ärztlichen Rats bilden. Moscherosch stellt dagegen die Kenntnisse
der Arzte nicht vollständig in Frage; er unterzieht sie
nur seiner Satire, wegen des sonderbaren Mittels, die Krankheiten
zu entdecken. Bei Murner erscheint der Arzt als ein
Weissage- und Beschwörungskünstler, der dem dummgläubigen
Kranken die absurdesten Unmöglichkeiten weismacht1.
In der Übersetzung folgender Stelle:

„0 les maudits inquisiteurs contre la vie, puisque sans conscience et
sans religion ils banissent nos ames de leurs Corps par leurs incissions
et leurs saignees excessives",

verwertet Moscherosch die Klage Brants über das „Urgieren"
und „Purgieren":

Mosch. S. 176: „0 der grausamen Inquisition, da man | ohne Gewissen
und Wissen | das Mänschliche Leben und Seele also durch das unnöthige
Purgieren und Aderlassen aus dem Leibe jaget! 0 des schräcklichen
purgatorij! Da auch die unbeseelte Creaturen | die ohne sinnen und
empfindlichkeit | ohne Mangel und Krankheit | sich müssen urgiren und
purgiren lassen! ich meyne Küsten und Kasten | Seckel und Sack" usw.

Man sieht, wie Moscherosch bestrebt ist, dem ernsten satirischen
Stoffe sofort eine humoristische Seite abzugewinnen,
indem er das Aderlassen und Purgieren auf die Habe des

1 Der Einfluss der hier besprochenen Stellen tritt besonders im
,Pflaster wider das Podagram" hervor.


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