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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1904/0191
Deutsche Quellen und Vorbilder zu Moscheroschs Gesichten 181

Zungen nit mehr annemmen. Die dass er sie zum Frevel vnd Rach-
Diebe lieffen mit aller macht | da- gierigkeit | zu der Tyranney vnd
mit sie von jhren Händen und Feindseligkeit zu der Dieberey vnd
krummen fingern nicht ergriffen Geitzigkeit ausgestrecket | and da-
■wurden." gegen von den Allmosen vnnd Gut-

thätigkeit eingezogen hat."

Moscherosch hat seine Quelle jedoch für seinen Gebrauch
wesentlich umgearbeitet. Während die vom göttlichen Urteil
Verdammten bei Meyfart ihren Gliedern fluchen, die sie zur
Sünde verführten, wehren und sträuben sich die Auferstehenden
bei Moscherosch, ihre Glieder wieder anzunehmen. Er wendet
sogar in der Folge diese Situation zum Humoristischen: ein
alter Geizhals muss bei aller Hast an der Ankunft seiner
Eingeweide verzweifeln, weil er ehemals einbalsamiert worden
war. Auf diese Weise hat Moscherosch die drastische Darstellung
Meyfarts erhebliche Dienste geleistet.

Das Gesicht „Höllenkinder" (Vision de l'enfer bei
Geneste) behandelt Moscherosch in viel freierer und selbständigerer
Weise als die frühern. Noch immer treten zwar
Stellen hervor, in denen er zitatenartig ein anderes Werk
benützt, aber oft gehen die entlehnten Gedanken in sein vollständiges
Eigentum über. Am stärksten tritt der Einfluss
von Meyfarts höllischem Sodoma und jüngstem Gericht, von
Ringwaldts „Christlicher Warnung des getreuen Eckart" und
seiner „lauteren Wahrheit" hervor. In der sehr scharfen
Satire über das Studentenleben und den geistlichen Stand verwendet
Moscherosch viele Gedanken der angegebenen Vorbilder,
doch bewahrt er meistens seine Selbständigkeit. Ahnlich wie
Meyfart beklagt er z. B. die nutzlose Zeitvergeudung der
Studenten: S. 432 f.1, „welche jhrer Eltern sauren Schweiß |
mit Fressen und Sauffen | mit spielen und prassen . . . mit
Würfflen | Lautenschlagen [ Fechten | Ballschlagen etc. durchjagen
. . . Witz und Verstand versauffen . . . Die das edle
Talentum und von Gott verlihene Gaben | die herrliche In-
genia | Sinne und Gedächtnuß also mörderischer weise verderben
, zu geringschätzigen vnnützen Dingen mißbrauchen |
die erleuchtete Natur zu Liedertichten und anderer Leichtfertigkeit
abrichten". Hiemit war Moscherosch schon ganz in den
Wortlaut Meyfarts hineingeraten; dessen entsprechende Stelle

1 Vgl. Hinze S. 38 über Studentenaufläufe.


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