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Beinert

mit dem „Aufruhr in der Hölle" zu verschmelzen. Das glückt
ihm aber keineswegs, so dass das Gesicht eine sonderbare
Zweiheit darstellt. Moscherosch lässt die verschiedensten Hofgestalten
, wie Räte, Haushofmeisterinnen, Präzeptoren, Schalksnarren
, Fuchsschwänzer, Fürsteneltern und Fürstenkinder in
der Hölle erscheinen und hechelt sie mit scharfer Satire durch.
Wo er von seiner Vorlage abweicht, benützt er im einzelnen
die verschiedensten Quellen. Wichtig und ausgedehnt ist vor
allem die Verwendung der Werke Meyfarts. Wenn bei diesem
die über ihre Sünde erbosten Söhne und Eltern aus Reue sich
oder ihre Angehörigen verwünschen, so erscheinen sie bei
Moscherosch als Fürsten und Prinzen, die ihrem Erzieher oder
ihren hohen Eltern fluchen.

Moscherosch S. 616: „Diesem nach ersähe ich auch den übelerzogenen
verdamten jungen Herren daher kommen | und mit höllischen Edelknaben
und jungens umbgeben | und zween Teuffei | die jhn mit feurigen Ruthen
und Peitschen absteupten. Der hub an ein höllisches Mordgeschrey über
seinen Praezeptoren . . . Uber seinen Herrn Vattern und Frau Mutter |
daß durch allzu vile zärtelung und Affen-lieb sie seine Verdamnuß verursachet
hätten. Welche er angaffete | und mit seiner Lästerzungen
zu jhnen sprach: 0 jhr ehrlose Eltern | wan jhr doch hundert tausend
mal tausend ärger verflucht und verdamt wäret | als ich ..."

Es folgen die getreuen Worte des Fluchs über die Eltern im
„Jüngsten Gericht" Meyfarts, lib. 2 S. 259, was Moscherosch
anmerkt.

„Ihr habt mich niemalen geleitet zu dem Tempel des Herren; sondern
zu dem hochgeborenen Edelen Rath der Gottlosen j und auf den Weg der
Sünder | da die Hofleut und Hoffschrantzen | Jäger | Narren | Auffschneider
und Gottes Spötter sitzen" u. s. f.

Diese letztere Stelle lautet jedoch bei Meyfart: „Ihr habt
mich niemalen geleitet zum dem Tempel deß Herrn [ sondern zu
dem Rath der Gottlosen vnd auff den Weg der Sünder | vnd
da die Spötter sassen" (vgl. Psalm 1, 1). Man erkennt Mo-
scheroschs Streben, den biblischen Inhalt zu verdecken und
eine Hofsprache dafür einzusetzen. Die folgenden Worte des
Prinzen verraten deutlich wieder die Lektüre Meyfarts. Es
erscheint schließlich auch der Vater, der den jungen Herrn
mit zornigen Worten überfällt:

Moscherosch S. 620: „0 du ungerathener Bub | wan du doch tausend
mal ärger verdamt wärest als ich! Dan auß übermachter Liebe gegen
dich hab ich Gottes Gerechtigkeit und meine Schwachheit auß den Augen
gesetzet . . . damit ich deinen Stand und Hauses Ansehen erhielte | hing
ich mein Gewissen auf den Zaun | den Belialischen Raubvögeln zu einer


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