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Beinert
und die Kinderzucht handelt und Sommer in den vier Gesprächen
von der „Regimentssucht der bösen Weiber", von
den Ursachen des „Häußlichen Weiberkrieges", von der „Traktation
der Weiber" und von den „schließlichen Nutzbarkeiten"
der bösen Weiber eine wenig schmeichelhafte Satire liefert,
so unternimmt es auch Moscherosch, die Weiber durchzuhecheln.
Das Gesicht „ Weiberlob" ist zwar unabhängig von dem Inhalte
der Schriften Sommers und Fischarts, doch scheinen sie ihm
zu dem Gedanken einer Abhandlung über die Frauen verholfen
zu haben. Sommer weiß in langen Erörterungen fast nur
Nachteiliges über die Eigenschaften der Weiber zu sagen;
nicht so schlecht kommen sie in Moscheroschs Satire davon.
Er will ihnen ein schließliches Lob zukommen lassen und
fordert eine würdige Behandlung des zarten Geschlechts:
S. 268: „Unhöffliehe Gesellen sind es | die das löbliche Frawen-
zimmer nicht in Ehren lassen. — Und man wird letztlich noch froh
sein | daß man die Weiber lobe | nur daß sie bey uns bleiben. Lieber |
wann sie eins mahls im zorn den Kopff auffsetzen und auß der Welt
zögen, was wolten wir anfahen? wer wird uns die Suppe kochen? das
Hemb Wäschen, den Kopff zwagen?"
Oft ist Moscheroschs Lob zwar aufrichtig und treuherzig gedacht
, nicht selten aber wendet es sich zur schalkhaften Ironie.
Murners Satire über die Frauen hat manchen Faden in den
Humor und Spott Moscheroschs hineingewoben. So kommt für
das satirische Element in diesem Gesichte sehr wol wieder
Brants und Murners, sogar auch Fischarts Einfluss in Betracht
Noch einmal, wie in „Venusnarren", taucht Brants NS 32 „von
frauen hüten" auf und ist diesmal von einer langen illustrativen
Erzählung begleitet2. Die Murnersche „Gäucherei" aus der
Gäuchmatt, die schon im ersten Teil der Gesichte eine große
Rolle spielt, hat in diesem Gesichte ihre weiteste Ausbildung
erfahren. Moscheroschs Darstellung reicht hierin an diejenige
im A la mode Kehraus:
S. 333: „Wan er (der Ehemann, von einer Reise zurückkehrend)
wider nach hauß kompt | die Mutter ihm daß liebe Kind entgegenträgt |
der gute Horn-Vatter es in die arme nimbt | der Frawen fleissig danck
sagt | ja tag vnnd nacht des Geschrey | das Geheul | des Kindes so viel
1 Die zu Anfang des Gesichts stattfindende Turnier- und Eifersuchtsszene
erinnert an den Amadis und die Liebestorheiten der „ Venusnarren
2 Vgl. hierzu Hinze S. 16 f., wo auch das aus Brantschen Versen
umgedichtete Zitat Moscheroschs angeführt wird.
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