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Beinert

durch die sehr freie Übertragung der „Apologia podagrae"
von Wilibald Pirckheimer hinzugefügt hat, so schließt auch
Moscherosch dem einleitenden Teil eine Ubersetzung von Pirck-
heimers Schrift an1 mit der Überschrift: „Bedencken wider
das Podagram."

Dass auch dem „Trostbüchlein" nebst der Rede des Car-
narius ein mehr oder minder bedeutender Anteil zuzuschreiben
ist, wird durch den Nachweis einiger Beziehungen zu Mosche-
roschs Gesicht festzustellen versucht. Moscherosch gibt zu
Anfang eine Beschreibung eines Podagrammischen, der im
Burghofe erscheint:

S. 435: „Als wir noch im Gemach am Fenster lagen | kam daher
durch den Hoff j Ein Mann eines Ehrbaren reputirlichen Ansehens | aber
in der Kleydung etwas loddeläter als andere Leuth : seine Schue waren
von geschmeidigem Leder | gleich einem filtz hie vnd da zerschnitten vnd
zerhackt vnd gar leise zugeschnürt : Er gienge an einem Stecken | so
vorsichtig vnd sittsam | als ob er der Steine schonen wolte | bißweilen
zuckete er | vnd schrye mord : also daß ich nicht wußte was ihm ge-
bresten | vnd ob ihn irgend die steine beissen thäten : die Strimpffe waren
weit : die Schenkel | gegen den Füssen zu | dick | oben rahn. Ein beltzin
Brustduch vorm Magen | der Kopff sähe roth vnd frisch auß; aber die
Finger waren auff sechserley art gekrümmet | vnd mit vielen Knöcheln |
als die aneinanderhangende Erdöpffel gezieret. *

Diese Beschreibung ist bei näherem Zusehen getreu das in
Worten umgesetzte Titelbild zum Trostbüchlein2. Die geschmeidigen
, leise geschnürten Schuhe, die unten dicken Beine,
die Krücke, das Pelzbrusttuch, das Wolaussehen des Kopfs,
am treffendsten die auf sechserlei Art gekrümmten Finger
sprechen unleugbar für diese Quelle. Die Gestalten des Bacchusknaben
und der Yenus des Fischartschen Titelbilds konnten
für Moscherosch nicht in Betracht kommen. Doch ist diese
Übereinstimmung charakteristisch für die Entstehung des
Gesichts.

Moscherosch lässt gleich den Podagrammischen im Hofe
von dem „Doktor Celsus" durch Aderlassen „so fix" kurieren,

1 Die „Apologia Podagrae" als Quelle zu Moscheroschs Gesicht
wurde bereits von Hauffen, Euphorion 7, S. 699/702 nachgewiesen.
Ich bin auf dasselbe Resultat gekommen in Bezug auf die freie Übertragung
Moscheroschs, nur will ich in andern Teilen des Gesichts Beziehungen
zu Fischart und zu dessen Trostbüchlein feststellen.

2 Ausgabe von 1577, Abdruck des Titelbilds im Kloster und in der
Ausgabe von Hauffen in der deutschen Nationalliteratur.


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