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Deutsche Quellen und Vorbilder zu Moscheroschs Gesichten 209

dass es ihm sicherlich „wohl behagen" muss. Diese Szene
gibt Anlass zu einer wolangelegten Satire auf die Kunst
der Arzte. Hier tritt wieder der Narr von Brants NS 55 „von
narrechter arzni" in dramatischer Gestalt auf. Sehr viele Züge
entsprechen dem Wortlaut des Brantschen Kapitels (vgl. hierüber
ausführlicher Hinze S. 25 und 47):

Moscherosch S. 441: „Wie dann Herr Celsus vnter dessen am fenster
stund, im buch läse ! murmelte vnd brumlete | vnd in einer Himmels-
Kugel sähe vnd außmessete" u. s. f.

Der in den Büchern blätternde Arzt, der von Brant das
Doktorzeugnis ausgestellt bekommen haben will, und in „dessen
schiff" er „neben viel anderen Geferten biß nach Paduana gefahren
" ist, entspricht deutlich dem Narren, der seine Kranken
vertröstet:

NSp X IV (NS 55): „wardt, biß ich dir verkündt

Was ich in meinen Büchern findt.
Die weil er gaht zun Büchern heim
So fert der siech gen todtenheim."

Hierauf folgt nun die Übersetzung der Apologie Pirck-
heimers. Moscherosch ist hier im ganzen und großen unabhängig
von Fischart und Carnarius; doch finden sich einige
Anklänge. Sind diese Beziehungen auch nur geringfügig, so
sind sie doch für die Behauptung, dass Moscherosch durch
Fischarts Büchlein zum Gesichte über das Podagra veranlasst
worden sei, von Bedeutung. Alle Zitate des Carnarius, bis
auf eines, sind in Moscheroschs Gesicht aufgenommen worden.
Er ist ein viel zu- großer Freund vom Zitieren, als dass er
die eingestreuten lateinischen Verse, die übrigens auch in
Fischarts Übersetzung stehen, nicht für sein Gesicht
hätte verwerten wollen.

So bringt Moscherosch S. 468 das Zitat des Carnarius S. 11:

„Ut Venus enervat vires; sie copia Bacchi
Et tentat gressus deliberatque pedes".

S. 469 ein Distichon des Carnarius an eben derselben Stelle S. 11:

„Nascitur ex Venere et Baccho solventus artus
Filia, quae solvit membra Podagra virum".

S. 475: „Qualia Diis geniti comedunt obsonia reges", Carnarius S. 12.

Moscherosch hat entweder die Rede des Carnarius selbst
oder Fischarts Übersetzung vor sich gehabt. Für das letztere
spricht auch, dass Moscherosch der Gewohnheit Fischarts, den

Alemannia N. F. 5, 3.


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