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Beinert
zweiten Teils „Pflaster wider das Podagram" ist durch Fischarts
„Podagrammisch Trostbüchlein" veranlasst worden (o. S.
208,208—211). Moscherosch verwendet dieselbe Quelle, „Pirck-
heimersApologia", die schon Fischart als „die zweite artliche
Schutzrede" übersetzt hat. Das Gesicht ist im großen
und ganzen unabhängig von Fischart, wol aber finden sich
Beziehungen zum Trostbüchlein. Die Bespöttelung der Elsässer
Kopftracht der Frauen ist eine an Wortspielen reiche Analogie
zum „Jesuiterhütlein" (o. S. 203 f.).
Aventinus.
Moscheroschs kerndeutsche Gesinnung, die besonders aus
den Gesichten des zweiten Teils spricht, ist wesentlich genährt
wTorden durch die Lektüre der Chroniken Aventins (o. S. 188 f.,
die altdeutschen Helden auf Geroldseck, 190 f., das „Saalbuch",
191 Namengebung, 206 f. Wallfahrt, 216 Kaiser Karls Kriegsordnung
). Nach Aventin entwirft Moscherosch das Bild der
altdeutschen Sitten und Zeiten und an diesem Bilde spiegelt
er seine Gegenwart, die er in ihrer nachäffenden Auslandsucht
und in ihrer ganzen sittlichen Erbärmlichkeit bloßstellt. Die
Chroniken werden meist zitatenartig zur Bekräftigung der
wuchtigen Hiebe angeführt.
Luther.
Für rechtliche und redliche Auffassung unserer Pflichten
ist Luther für Moscherosch ein beliebter Gewährsmann, den
er oft zitiert. Seine Schrift „Vom Kriegs- und Soldatenstande
" findet im „Soldatenleben" vielfache und sehr weitgehende
Verwendung, so dass sie nebst dem Liber Vaga-
torum, der wahrscheinlich in einer Lutherschen Ausgabe
vorlag, eine wichtige Quelle des romanhaften und kulturhistorisch
wertvollen Gesichts bildet (o. S. 212—215, 2161).
Meyfart.
In den letzten Gesichten des ersten Teils tritt besonders
der Einfluss des Theologen Meyfart hervor. Sein „Jüngstes
Gericht" und das „hellische Sodoma" finden in der Satire
über Studenten, Geistliche und Lehrer in „Höllenkinder"
(o. S. 181—183), über die Reue der Sünder im „Letzten Gericht",
(o. S. 180 f.), wie auch über die Fürstenerziehung in der „Hofschule
" weitgehende Verwendung (o. S. 186 f.).
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