http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1904/0260
246 Haffner
In dem vierten Jahrzehnt findet sich 1532 in einsilbigen
Wörtern der alte Stand vor, doch sein und seit stehen auch
hier. Von nun an wird aber ei das gewöhnliche, und i findet
sich nur noch vereinzelt, so by, dtvil (dieweil), wis (Weise),
sin, wib, dry. Bei den zwei- und mehrsilbigen Wörtern ist
im Anfang der dreißiger Jahre i noch die Regel. Nach und
nach dringt auch hier ei durch, und zwar zuerst in Ableitungen
von einsilbigen Wörtern, dann in oft vorkommenden Wörtern
so seyen, iveysen, schreiben. Doch ist wisen (sapientes) noch
1536 in Überzahl, schriben ist immer noch oft zu treffen,
und das Wort beiviser, das sehr oft vorkommt, macht erst
1543 der neuen Form Platz. Auch syen, ivilund, fryheit
findet sich öfters.
Für die vierziger Jahre ist besonders zu bemerken, dass
vom 6. April bis zum 6. Juli 1541 wieder der alte Lautstand
ganz unversehrt steht. Nur Fryburg zu schreiben, hat der
Schreiber nicht über sich gebracht. Auch am Schlüsse des
Jahres 1543 finden sich noch viele alte Formen. Sonst dringt
die Diphthongierung immer mehr durch, wenn sich auch noch
Wörter mit dem einfachen Vokal, wie ivisen, glichen, glichwol,
bewiser, schriben, libeigen, dietvü finden. Es sind dies sehr oft
vorkommende Wörter, die auch wol sonst in der Umgangssprache
gebraucht wurden.
II. u.
Bei u ist die Entwicklung etwas später. Und wenn im
Südosten der Prozess mit diesem Vokal begonnen hat, so hat
im Südwesten diese Diphthongierung am spätesten eingesetzt,
und der alte Stand hat sich hier am längsten erhalten, eine
Tatsache, auf welche schon Zarncke in seiner Ausgabe von
Brants „Narrenschiff" S. 174 aufmerksam gemacht hat.
Bis 1526 ist der alte Stand bewahrt. 1502, 1503 und
1507 steht bouw, 1506 huws, was man wohl als Ubergangsform
bezeichnen kann. Auch kommt etlichemal laut und datum
auf vor. Je einmal fand sich gotshauss und herauss. In der
zweiten Hälfte des dritten Jahrzehnts wird besonders hausz
Qiaivsz) häufiger, überhaupt schwankt u und au in einsilbigen
Wörtern mit Ausnahme von vff und vss, die als Präpositionen,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1904/0260