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Zur Geschichte der Schvvarzwaldlinien
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doch Partheyen wiewohl beschwerlich durchschleichen, umb et-
wann einen Posten aufzuheben, sonderlich da wegen Wenigkeit
der Trouppen solche schwach besetzt, und keine reserven zum
souteniren vorhanden.
Auß welcher obangezogener particular Relation der Posten
und der Terrains so viel erhellet, daß zwar einen Feind die
Attaquen schweer fallen dörfften, allein wann man consideriret,
daß das Verfäll, welches alles aus Tann- und fichtenen Baumen
bestehet, erstlich wenig Äste, und diese so dran sind, in einem
oder längst in zweyen Jahren, sonderlich wegen des vielen auf
den Bergen im Winter fallenden Schnee, Verbrechen und verfaulen
, die Stamm und Bäum hernach bloß und weit von einander
liegend, eine leichte passage geben, und sodann, weilen die
vielen Thäler und unweegsame Höhen verhindern, daß denen
Posten reciproce nicht succurirt werden kan, dahero auch die
defension einer so weitschichtigen Linie, bey einem recht mit
ernst ansetzenden Feind, wenn nit wenigst die Helffte seiner
Macht ihm entgegengesetzt werden kan, schwer- und mißlich
fällt. Ein in der Breißgauschen plaine bey Breysach, Kintzingen
oder an der Kintzing stehender Feind, würde eine große jalousie
dem defendirenden dieser Linie machen, wann dieser mit Einem
geringen Corps welcher nothwendig vertheylt sein muß, ä tempo
bey des Feindes leicht und geschwinden, unserseits aber be-
schweerlichen mouvements den rechten Ohrt der feindlichen
attaque vorsehen und treffen solte. Jedoch hat auch der Feindt
zur dem nechst- und leichtesten Posten wTenigst aus der plaine
über 2 Stundt zu marchiren.
Die „mittlere Linie" verläuft also vom Feldberg bis in
die Gegend von Hornberg westlich der älteren und hat ihren
Mittelpunkt in der Feste Freiburg. Von Hornberg bis St. Roman
läuft sie östlicher, fällt dann längs des Schapbachtals mit ihr
zusammen, ebenso wieder vom Schramberg bis zum Dobel,
während sie vom Kniebis bis zum Schramberg westlich der
alten Befestigungskette bleibt. Die Erbauer der neuen Linie
haben sich also verhältnismäßig wenig an die alte gehalten,
und dies hat natürlich seinen Grund darin, dass der größte
Teil einer solchen Befestigung, nämlich der nur aus Verhack
und Verfäll bestehende, schon nach wenigen Jahren verschwunden
zu sein pflegte, mindestens keinerlei militärischen Wert mehr
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