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Pfaff
häufig im 13. Jahrhundert, Cistag 1283; Ulricus Winter 1257.
Ulricus dictus Yems (= hiems), Agnesa uxor Hyemis, Gisela
muter Hiemis; ferner Hornung, Mercze, Meige, Sumer, Angist,
Arbeit, Hunger, Sorge, Trost, Chumber, Unfride, Ungeloube,
Ungesmach, Ungestome. Alle diese sind alte Übernamen,
von denen sich Frost, Hagelstein und Chiselinc, Nortwint,
Regen, Schür, Tagthou besonders nahe zu Sneweli stellen.
Wie ich die Freiburger Bürger kenne, so zweifle ich keinen
Augenblick, dass sie sofort mit dem Übernamen „der Schnede"
bei der Hand sein würden, wenn von einem aus ihrer Reihe
eine so hübsche, etwas anzügliche Geschichte erzählt würde
wie die folgende.
Zwei Handschriften in Wolfenbüttel und Cambridge überliefern
ein wol noch dem 10. Jahrhundert angehörendes lateinisches
Gedicht, das — wahrscheinlich nach dem Stoffe, den
sein metrisches Vorbild behandelte — Modus Liebinc, die
Weise von Liebing, genannt wird. Es enthält die vielverbreitete
Geschichte vom Schneekind, die als das Spielmanns -
gedieht vom schlauen Schwaben, der seine Frau betrügt,
schon im 11. Jahrhundert durch den Züricher Dichter Sextus
Amarcius bezeugt ist1. Es gibt noch zwei weitere lateinische
Bearbeitungen, mehrere französische und italienische, eine
isländische, „Isungs kvaedi", ferner zwei altdeutsche, deren
ältere „des snewes sun" sich besonders nah zum Modus Liebinc
stellt, und eine mundartliche Prosaerzählung aus Miltenberg
am Main „das Kind Eiszapf", die Schmeller in seinen „Mundarten
Bayerns"2 aufgezeichnet hat. Der Inhalt des Modus
Liebinc ist: Hört, alle Leute, eine lächerliche Geschichte, wie
einen Schwaben sein Weib, er selbst sie betrogen hat. Ein
Schwäblein, Bürger von Konstanz, ließ, als er sich auf eine
Seereise begab, zu Hause eine ziemlich leichtfertige Gattin
zurück. Kaum in die See gegangen, wird er vom Sturm ver-
1 Sexti Amarcii Galli Piosistrati sermonum libri IV. Ed. M. Mani-
tius. Leipzig 1888. Vgl. Haupt in Berichten über d. Verhandl. d. Preuß.
Akad. 1854, S. 160—164.
2 München 1821, S. 449. Weitere Literatur in Müllenhoffs u.
Scherevs Denkmälern, 3. Ausg., II, 114—117. Modus Liebinc darin I, 44.
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