Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 93
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Badische Auswanderer in Franzfeld

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Spielraum gegeben wurde. Ihr Deutsch wollen sich aber die
Franzfeider nicht verkümmern lassen; wenn sie sich auch als
treue Bürger ihres jetzigen Heimatlands fühlen, wie es überall
der Deutsche in andern Ländern tut, so hängen sie doch zäh
an ihrem Schwäbisch und wissen, von welchem Vorteil es
auch für sie und ihre Kinder ist, die deutsche Kultur- und
Weltsprache zu sprechen.

Wie die Einwohnerschaft gut und rein deutsch sich gehalten
hat, ist die Gemeinde auch eine nahezu ganz evangelische
geblieben, bis auf ein halbes Hundert zur Sekte der
Nasarener sich Haltender. Sie hat seit 1815 eine Kirche mit
Turm und Glocken, die aber für die angewachsene Gemeinde
allmählich zu klein geworden ist; seit 1884 ist neben dem
Pfarrer ein ständiger „Kaplan". Die Auflösung der Militärgrenze
1872 hat zwar die evangelische Gemeinde von der Bevormundung
der politischen Behörde befreit, dafür aber durch
den Anschluss an die ungarländische evangelisch-reformierte
Kirche, in welcher unduldsamer magyarischer Geist herrscht,
eine weitere Gefahr für den deutschen Charakter der Kirchengemeinde
gebracht, wovon freilich in dem Buche nichts erwähnt
ist; mit Dankbarkeit gedenkt dieses, um das hier zu
erwähnen, des Erfolgs, welchen 1863 bei einer großen Missernte
der Hilferuf des früheren Pfarrers Frint an die Pfarrämter
der Gemeinden gehabt hat, aus welchen die Vorfahren
der Franzfelder gekommen waren; die Briefe, welche die
Gaben damals begleiteten, sind, in ein Buch gebunden, im
Pfarrarchiv verwahrt; unter den Gebern ist auch Prinzessin
Elisabeth von Baden genannt. Trotz des Werktags schickte
es sich, dass ich auch in das kirchliche Leben der Gemeinde
einen Einblick tun konnte. Ich hatte eben das Rathaus
besucht — ein einstöckiger, aber hübscher Bau mit 5—6
Arbeitsräumen für die Gemeindebeamten und einem Bürgersaal
, dessen Decke mit einem Gemälde geschmückt wird
„Franzfeld einst und jetzt" — und war daran, die Ställe mit
den 4 Zuchthengsten und den 11 Gemeindefarren zu besichtigen
, als die Glocken zusammenläuteten zu einem Begräbnis;
abwechslungsweise gingen beim Hinweg die Männer, beim


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