Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 171
(PDF, 70 MB)
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 171

Ebenso veranlagte Naturen werden auch redlich ihre Beiträge
zum Schimpfwörterlexikon geliefert haben. Verschiedene Frauen
haben sich hierbei noch besonders ausgezeichnet, so die gefürchtete
Verleumderin der fünfziger Jahre: d'SattlerbaarU, deren
seltsam und ungewöhnlich verdrehter Name (vgl. Seppl!) schon
ihren Charakter andeutet. Er hat wenigstens jetzt noch einen
fast unheimlichen Klang.

1876 haben dann eine verheiratete und zwei ledige Frauenspersonen
sogar auf schriftlichem Wege, durch Verteilung von
Pasquillen (meistens in Versen) an rund 60 weibliche Personen,
wenn auch mit geringem dauerndem Erfolge, sich um eine all«
gemeine Schimpfnamentaufe verdient, zugleich aber auch mit
dem Arm der Gerechtigkeit bekannt gemacht. — Zu einer genügenden
Erklärung der vorliegenden, verhältnismäßig doch
sicher Ungeheuern und ungewöhnlichen Fülle von Spottnamen,
wie sie in solcher Mannigfaltigkeit wol selten an einem und
demselben Platze vorkommen dürften, reichen aber derartige,
auch anderswo gemachte persönliche Bemühungen einzelner doch
wol kaum aus. Den nachhaltigsten Einfluss in dieser Beziehung
übte dar gewaltige, verderbliche Riss aus, der seit Beginn
des 19. Jahrhunderts bis gegen Ende desselben (1890)
durch fast die ganze Einwohnerschaft ging, und der entstanden
war durch die gegenseitige Reibung und Bekämpfung
zweier angesehener, gleich ehrgeiziger Familien. Mit
der Zahl der Familienmitglieder wuchs auch die Heftigkeit der
Fehde. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war auf der einen
Seite der Anführer: Landtagsabgeordneter Benedikt Fischler,
der damals Bürgermeister war, nachdem man in den stürmischen
Revolutionsjahren ihn einige Zeit abgesetzt hatte (vgl. § 100
und § 35 b).

Der Held der Gegenpartei war der bereits erwähnte Lehrer
Bertsche, dessen noch übler bekannter Sohn: dd Müller B., sich
alsbald zum Hauptkämpen seiner Gesellschaft aufwarf. Er übertraf
an Streitsucht und Prozesskrämerei bei weitem seinen
Vater wie seine Gegner, deren Sprecher und Pamphletist, d9
(alt) Flaschner (wegen seiner Spott- und Hadersucht war er
gefürchtet und hatte deshalb nicht einmal einen gangbaren Übernamen
bekommen!), seine Prozesslust im Gefängnis büßen
musste. Sogar noch, nachdem es 1867 seiner Partei gelungen
war, einen ihr nahestehenden Mann zum Bürgermeister zu


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