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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 175
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 175

Familie) u. a. Durch den Gebrauch mit einem derartigen Zusatz
werden sonst gewöhnlich harmlose Rufnamen auch schließlich
zu Unnamen gestempelt. (Einen beim Schimpfnamen nennen
heißt man nammä).

Ferner bekommt man von Kindern auf die Frage: „Wem
gehörst du?" (so fragt man nämlich stets, also nach den Eltern,
nicht nach dem Namen des betreffenden Kindes selbst), oft die
Antwort: (i)s Seilers, s'Nazis usw. (demnach meist mit dem
allgemeinen Familienrufnamen).

Auf diese Weise haben sich sogar mehrere bezeichnende
Schimpfnamen mit der Zeit zu wirklichen Appellativnamen entwickelt
, z.B. Mutüdwanger (= Schwindler, Aufschneider), WudscM-
lidfer (= Wucherer), Hahnenfridr (— Lump) u. a., wobei allerdings
die Bedeutung des ersten Namenselements zu Hilfe kam. — Zum
größten Teil bewirkte aber wol die allgemeine, bei der Anrede
fast ausschließliche Benützung der Taufnamep. (s. § 6), bei welchen
der Artikel zur Unterscheidung nötig war, die entsprechende
Anwendung desselben bei allen Eigennamen. Auch im Holländischen
erscheint der Artikel in festen Geschlechtsnamen noch
häufig: (de Buyter, de Vrient, de Witt); ebenso wird er im
Griechischen bisweilen gesetzt1.

2. Der Widerspruch, welcher bisweilen herrscht zwischen
dem grammatischen Geschlecht eines Worts und dem natürlichen
der damit gemeinten Person (z. B. dß Luft, eine Frau;
di Hei Liederliheit, ein Mann) wird nur selten gehoben. Bei
Männern trägt doch manchmal die. innere Sprachform über die
äußere den Sieg davon: dd Madam de la Tour (vgl. § 75).

3. Bei Diminutiven, die sehr oft angewendet werden,
schwankt der Gebrauch zwischen „ddu und ,,s'"; aber nur,
wenn es sich um Männer handelt2. Wenn dd vorherrscht, so
ist damit gesagt, dass jemand fast ausschließlich mit dem betreffenden
Diminutiv bezeichnet wird. Dieses hat sich dann
ebensosehr eingebürgert, dass man es wol kaum mehr als solches
fühlt und auffasst, mag auch der Benannte es nicht gern hören.

4. Zur Erklärung der häufigen Anwendung und des allgemeinen
Gebrauchs der Ruf- und Schimpfnamen und
zugleich zur Hervorhebung der Wichtigkeit und generellen Be-

1 Vgl. übrigens auch Pott S. 2 Anm.

2 Bei Frauen und Mädchen natürlich ausschließlich s'.


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