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Bertsche
§ 31. Derselbe Fall wie in No. 3 des § 30 kann natürlich
auch eintreten bei Eingewanderten, so z. B. dd Leiber schriner,
dd JBuMdmoler, von Buhl; dd Hädrwadelbur = Hünerwadel. Da
diese aber meist mit den leeren Geschlechtsnamen bezeichnet
werden, kommt die Erscheinung bei ihnen nicht so oft vor.
1. Für diesen Typus No. 3 gilt wol das, was Socin S. 545 gegenüber
der im Mhd. vereinzelten Anordnung: sutor Cuonradus sagt: >Noch heute
liebt die Mundart, im Gegensatz zur Schriftsprache, die Berufsbezeichnung
hinter dem Namen folgen zu lassen."
Auch im Friesischen wird vielen Namen das Gewerbe des zeitweiligen
Inhabers beigefügt, wenn auch keine Komposita dadurch entstehen. Vgl.
Pott S. 547—549.
2. Bei den in § 25 behandelten Bürgerssöhnen, die ein neues Geschäft
gründeten, stellte man sich umgekehrt auf den Standpunkt der Taufnamen
und bildete ihre neuen Rufnamen mit Benützung ibrer Kindernamen
, also: dd Hafneralwise aus dd Kaseahvise.
, § 32. Die Nachkommen aller dieser Leute, deren Name im
Grundwort einen Hinweis auf ihren Beruf enthält, werden ganz
regelmäßig mit einem genetivischen Ausdruck bezeichnet, also
z. B. s' Gerdburd(n) August, früh f; s'Maierbechd Schosel = Josephina
; sJ Hechtwirts Battist, welche Formen sich bisweilen erhalten
, besonders wenn der Betreffende, wie der Letztgenannte,
stets ledig blieb. Öfters aber entwickeln sich daraus mit der
Zeit Komposita mit drei Namen:
1. dd Toarbeckdhainer und seine Schwester s'Toarbecke(n)-
ammdreüe; dd Bachivangersevdrin, d'Bachschlossermind; d'Gerd-
burdnanne und deren Brüder dd Gerdburdjohann und dd Gerd-
burdeddwatt, drei ledige Kinder, 50—55jährig, des Gerdbur; dazu:
dd Kritzivirtjohann; d' Oxdivirtberthd; dd Sunndwirttedor, früher
etwas spöttisch, da er Viktor getauft ist nach der Anordnung
seines schwärmerischen Vaters vulgo dd Sonnemann, der an Viktor
Emmanuel dachte. Da der Mutter ein solch „verrückter" Name
— Vittor mundartlich = Viktoria! — nicht passte, sagte sie
stets Tedor, was sich bald einbürgerte.
2. d'Näzeschnidertheres; d'Ronewangerannd.
3. d'KocJidglasermathild und deren Schwester: -frand; dd
Maierbeckdfrits; d'SterJcdtvangermariseppd.
Da der Vorname Lorenz, wenn er auch manchmal belegt ist und da
und dort tatsächlich noch vorkommt, immerhin selten ist, dürfte der folgende
Fall doch wol ähnlich wie der ebenbehandelte Tedor entstanden
und zu beurteilen sein: „Lorenz Eytenbenz (Sepp)", im Lagerbuch No. II
aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
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