Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 200
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200

Bertsche

mehr in der alten Form, da sein erster Träger längst tot; und
endlich trotzdem entgegenwirkende Titel, wie „Hafner Läng",
bestanden und nach und nach immer mehr aufkamen. — Etwa
zu derselben Zeit, um 1870, kamen ein Lehrer und ein Tag-
löhner namens Graf in die Stadt. Der erstere wurde wie alle
Lehrer von jeher, nach § 7 Anm. 2, als „Lehrer Graf" bezeichnet
; später, und zwar besonders durch seine Verheiratung
mit einer Bürgerstochter, nur mit Graf. Schließlich wäre er
sogar einfach dd Grof geheißen worden, wenn es nicht seinem
schlichten Namensvetter schon längst so ergangen wäre. Darum
sagte man eben dd Lehrer Grof, nur beim direkten Gegensatz
dd Lehrergrof, und dem andern dd Lumpdgrof, da er tatsächlich
auch Lumpensammler im Nebenamt war, später spottweise auch
dd Schofgrof. Die Nachkommen dieser zwei werden meist nur,
wie anfänglich, durch die verschiedenen Vokale auseinander gehalten
. — Am Orte lebte ein gewisser Haas, meist = dd alt
Haas. Warum er so genannt wurde, obgleich er Häßler hieß,
konnte nicht genügend ermittelt werden. Er soll als zeitweiliger
Hutmacher nur lauter Kilhasen zur Hutfabrikation gekauft und
verwendet haben. Vielleicht liegt auch nur scherzhafte Umbildung
seines Namens vor, da er ein sehr starker, großer Mann
war. Da ließ sich in den sechziger Jahren ein fremder Seiden-
weber desselben Namens am Platze nieder. Dieser wurde nun
humorvoll dd Siddhas, eigentlich = Seidenhase, genannt, was ei"
aber später als Schimpf aufnahm, nachdem er Sandgräber geworden
war und dann meist dd Sandhas geheißen wurde. (Vgl.
den Geschlechtsnamen Sandhaas, wie z. B. der Maler von Hasle
und auch ein altes Möhringer Geschlecht hieß, das durch die
Stiftung eines „ewigen Jahrtags" wenigstens dem Namen nach
noch in der Erinnerung fortlebt.) Kinder neckten damals den
lustigen Mann gern mit dem Ausruf: Has, Has, Siddhas! —
In neuerer Zeit werden so auch die zwei fremden Brüder: dd
Fabrikanthauser oder meist einfach dd Hauser und dd Gerber-
hauser, obgleich der einzige Gerber, unterschieden.

2. Ähnlich erging es dem einheimischen Murernepple, der
getrennt gehalten werden musste von dem seinerzeit alleinstehenden
Nachkommen der Nepple. Dieser wurde aber auch
mit dem Spitznamen dd Gälöppernepple benannt. Die Tochter
des ersteren heißt: d'Nepplemarlise. Vgl. Anh. No. 16. — So
mag es auch beim SocJcdmajer = Socken- und Strumpfweber —


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