Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 223
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Die volkstümlichen Personennamen einer oberbadischen Stadt 223

Schädel: dd Wasserkopf; dd Fischkopf; sSpitzhirn, oder
dd Spitzhopf, Schulspitzname, später mehr = s'Spinnhirn (siehe
§ 110); dd Zylinder, der einen sehr dicken, zylinderförmigen (!)
Kopf hat, dd Kopfle, der bei kleinem Körper einen unverhältnis
mäßig großen Schädel besass — mhd.: Scliedel, Schedelin(?),
ferner Bohirn, Bockshimi, JBocschedel, Socin; Bullenkopf, im
Hegau noch bekannter Geschlechtsname, von Dohle; Kuekopf:
Ganskopf 1492; Muckenhirn, Gugelhirn: bei Buck, vgl. Gugel-
fritz, ein Schimpfnamen in der Zimmerschen Chronik; Grosskopf
Bosskopf, Mone S. 83.

Augen: s'BfluZgrädle, die auffallend hervorstechende Augen
(so groß wie ein Pflugrädchen!) hat; dd schillig Krudg
= J. Krug; dd schillig Eddwatt, das eigentlich kein Schimpfwort
ist, denn er wurde allgemein bedauert und bemitleidet.
Vgl. ahd. Otto der schüehenta, Socin S. 458; sogar schon
anord. Finur skialgi, Stark S. 153; ferner „der einäugige
Fidele", berüchtigter schwäbischer Gauner; die Bockäugig, Bir-
linger II S. 430.

Sonstige Körperteile: d'Spccknansd, der von Geburt auf
eine dicke, hässliche Nase hat, wol Schulname; vgl. Anhang
No. 22; dd Kurzhaals (mhd. Hart wich Churzhals Stark S. 153
Anm. No. 2); dd Langohr, 1435: Langenöhrli bei Buck, dd
Lätschmarte, weil er weit vorspringende, rüsselartige Lippen besass
— Lätsch allgemein = verzerrter Mund — dd Lätschjosepj),
nach dem Tode des ersteren meist einfach = dd Lätsch; dd
Fidelewirt, ein sehr magerer Wirt mit schmalem Podex; do
Fidlddick, das Gegenteil vom Vorigen; dd Fidldkarle, Sohn des
letzteren; s'dick Fidld, eine ganz besonders dicke Frau (vgl.
Mittendickh, Mone S. 83).

1. In diesen Fällen haben wir meist die Metapher pars pro toto!

2. Die Zähne gaben bezeichnenderweise keine Veranlassung zu scherzhaften
Beinamen.

§ 74. Die Beschaffenheit und Farbe des Gesichts
und der Haare sind auch Schuld an gar manchen Spottnamen,
die daher ein eigenes Kapitel verdienen. Dabei mag auffallen, dass
der Bart aber nur eine bescheidene Rolle spielt, während er
doch unsern Vorfahren manchen Stoff zu Übernamen lieferte.
Bei Socin z.B. kommen vor: Bart, Bertiin, Geizebart, Hechelbart,
Sterzebart, Bosscbarbo, Rotpart; s. auch Pott S. 594.


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